Blinky Palermo war ein deutscher Maler, Environment- und Objektkünstler.
Ein in der Kunstwelt ziemlich berühmter Künstler, der heute auf der internationalen Weltrangliste der Kunst Platz 338 einnimmt. 338 in der Welt, das ist schon was, aber vor allem vor dem Hintergrund merkwürdig, dass Blinky Palermo noch im Jahr 2005 den Raum um Platz 1000 bevölkerte … eigentlich hatte der 1943 geborene Künstler seine beste Zeit auch schon in den legendären 1968ern und hat uns wenig später, 1977, im jungen Alter von nur 33 Jahren überraschend verlassen (aus ungeklärten Gründen, auf den Malediven).
Wenn er nicht so früh von uns gegangen wäre, hätte sich wahrscheinlich folgendes Szenario ergeben: Die reichsten Bundesbürger hätten nicht nur Sigmar Polkes, Gerhard Richters (Polkes, Richters?) an der Wand hängen, sondern auch Blinky Palermos (Palermos?).
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Die Schicht darunter würde im Golfclub ihre Absicht kundtun, demnächst mal einen Blinky Palermo zu kaufen … Da Blinky Palermo nun schon knapp vier Jahrzehnte von uns gegangen ist, bleibt dem Schicki-Micki-Bürger das verbal eher peinliche Staatussymbol erspart; für die kunstinteressierten Bürger bleiben viele Quadrate und viele Rätsel:
Rätsel um Blinky Palermo
Bereits aus diesen paar Einführungssätzen ergeben sich Fragen – die den Künstler Blinky Palermo noch rätselhafter erscheinen lassen, obwohl bei Blinky Palermo eines von vornherein rätselhaft erscheint:
Warum, um Himmels Willen, gibt sich jemand den Künstlernamen Blinky Palermo?
Der Künstlername „Blinky Palermo“ hat genau den Mafia-Bezug, nach dem er klingt: Der junge Mann und Künstler Peter Heisterkamp hatte frappierende Ähnlichkeit mit einem italienischen Blinky Palermo, Frank „Blinky“ Palermo, Box-Promoter und bekannter Mafioso.
Dieser Peter Heisterkamp lief auch noch mit schwarzer Lederjacke, Sonnenbrille und (Beuys’schem) Borsalino als Standard-Outfit herum – nicht rasend kreativ für Künstler, aber unwiderstehlich: Für die Freunde um Gerhard Richter, Imi Knoebel, Anatol Herzfeld, Sigmar Polke hieß Peter Heisterkamp nur noch Blinky Palermo.
Das geschah an der Kunstakademie, wo Peter Heisterkamp gerade zum Meisterschüler von Joseph Beuys wurde. Beuys hatte wie alle Künstler, die zu ihren eigenen Lebzeiten berühmt wurden, ein ausgesprochen gutes Gespür für Kunstmarketing, Künstler-Marketing, dem „Künstler als Marke“.
Zu diesem Themenbereich gehört auch die Wirkung des Künstlers auf Menschen, mitsamt dem „Menschen zumutbaren Namen“, und der lautet völlig frei von irgendwelchen Ab- oder Ausgrenzungstendenzen weder Peter Heisterkamp noch Andrej Warhola.
Wenn schon fünf Silben, dann bitte einprägsame fünf Silben, wobei der eigentliche Künstlername „Palermo“ lautete, der Spitzname Blinky war zunächst nur unter Freunden im Umlauf.
Rätsel Nr. 2 ist der überraschende Tod Palermos am 17. Februar 1977. Dieser ereilte den Künstler auf der Malediven-Insel Kurumba während einer Urlaubsreise mit Freundin Babette Polter. Wie Palermo zu Tode kam, wurde nie aufgeklärt; Sie können wählen zwischen Autounfall, Herzversagen und „sonstigen mysteriösen Umständen“.
Rätsel 3: Warum, um Himmels Willen, steigt jemand mit dem Künstlernamen Blinky Palermo knapp 30 Jahre nach seinem Tod im Laufe eines Jahrzehnts um rund 700 Plätze in der internationalen Weltrangliste der Kunst?
Ganz erstaunlich, 2005 kaum zu finden, 2015 fast 700 Plätze höher auf der ersten Seite. Wird wahrscheinlich mit dem parallel zur Abwärtsentwicklung der Börse aufblühenden Realwert-Markt zu tun haben. Wie viel vom „Kunstmarkt als Tummelplatz für Spekulanten“ und „Flucht in den Sachwert Kunst“ jeweils beteiligt sind, darf nur vermutet werden.
Palermos Quadrate haben allerdings ein Merkmal, das sowohl perfekte Spekulanten-Kunst als auch die Statussymbol-Kunst für den (normal wohnenden) Normalbürger aufweisen muss: Sie sind wohnzimmertauglich und gut zu transportieren. Mehr zu den Treibern des Palermo’schen Aufwärtstrends könnte man nur durch einen Vergleich aller Auktionsergebnisse herausbekommen, die aber (u.a. aus steuerlichen Gründen) nicht vollständig aufgezeichnet werden – Recherche zu Ende, unerklärliche Posthum-Popularitäten und Preisentwicklungen bleiben ein Geheimnis des Kunstmarkts.
Vielleicht hat Blinky Palermos Aufstieg nach vier Jahrzehnten Unkörperlichkeit auch etwas damit zu tun, dass er Meisterschüler von Joseph Beuys war und Beuys auch gerade wieder ganz „in“ ist.
Vielleicht erfüllt sich hier gerade das Gesetz, dass der Schmock von vorgestern (bitte nicht auf Palermos schöne Quadrate beziehen, da kommen regelmäßig schlimmere Dinge wieder hoch) spätestens zwei Generationen später wieder hochinteressant ist.
Vielleicht hat jemand irgendwo ganz viele Palermo-Quadrate gefunden, so ähnlich wie der glückliche Philosoph, der gerade von seinem geliebten Onkel ein ganzes Haus – Ach was, einen ganzen Kosmos – voll wunderbarer Origami-Kunst geerbt hat.
Wie auch immer, die späte Berühmtheit des Quadrat-Künstlers macht viel Hoffnung. Je nach persönlichem Grad an Optimismus/Pessimismus bzw. Zuneigung/Abneigung zu Blinky Palermo-Quadraten oder überhaupt Quadraten (in der Kunst, auf dem Bild) erfreut der Ausblick darauf, dass der Kauf unbekannter Künstler sich irgendwann in der Zukunft lohnen kann – oder verführt eine eher zynische Sicht auf die Dinge zu der Annahme/Aussicht, dass verrückt gewordene Anleger aus Fremdkulturen irgendwann mal ein Milliönchen für den von Omi geerbten „Hirsch über dem Sofa“ ausgeben.
Palermo hätte Vorstellung Nr. 2 samt Realisation gefallen, für seine eigenen Bilder sowieso, aber mit dem ihm eigenen Zynismus bestimmt auch für den Hirsch. Er hatte als freigeistiger Ästhet mit intellektuellem Anspruch wenig übrig für den Teil des Kunstbetriebs, der von den „Gesetzen des Marktes“ bestimmt wird.
Die Gesetze des Marktes sind nur für die Gierigen, nicht für Menschen mit Ansprüchen: Auf den Markt kommt, was sich am besten verkaufen lässt; am besten verkaufen lässt sich, was möglichst vielen gefällt; je beliebiger, charakterloser, langweiliger ein Produkt ist, desto besser sind die Chancen, dass es vielen gefällt – bis ein Hirsch Quadrate und mehr verdrängt.
Das Besondere an der Kunst von Blinky Palermo
Wie Sie den bisherigen Andeutungen sicher schon entnommen haben, hat Blinky Palermo Quadrate gemalt:
• Orangefarbene Quadrate
• Eis-aus-echter-Vanille-Quadrate
• Schwarze-Kästen-Quadrate
• Deutsche-Farben-Quadrate
• Türkis-Rotbraun-Gelb-Orange-Rosa-Blau-Gold-Grün-Quadrate
• Wenige Quadrate
• Quadrate für Rot-Grün-Blinde
• Kleine-Kästchen-an-der-Wand-Quadrate
• Schöner-alter-Küchenboden-Quadrate
• Gestreifte Quadrate
• Gelb-Orange-Blau-Orange-Orange-Blau-Gelb-Blau-Quadrate
Hier sehen Sie die Nachbildung von Blinky Palermos Installation Punts Cardinals (Himmelsrichtungen) in Barcelona, in einem Lagerhaus in der Carrer Torres Amat 5, anlässlich einer Retrospektivausstellung über den Künstler im Macba.
Und dann kommt ein Dreieck, ein Blaues Dreieck, und wird zur Quintessenz aller Quadrate … Der wunderbare Rest des Gesamtwerks von Blinky Palermo (der natürlich ganz schön viel mehr als Quadrat-und-Dreiecks-Kunst gemacht hat) bleibt Ihnen zur Entdeckung: Da gibt es Wandobjekte, mit Leinwand oder Klebebändern umwickelte Holzformen, Stoffbilder aus bunten Nesselbahnen, Wandmalereien und Metallbilder und ganze Reihen von vielen kleinen Bildern.
Mit viel Raum für Analyse, etliche Kunstkenner sind noch heute auf der Spur des nicht vollständig realisierten Talents und Potentials dieser „mythischen Figur der Nachkriegs-Kunst“, des „James Deans der Kunstszene“. Andere ziehen aus Palermos frühem Tod nicht derart weitreichende Schlüsse und halten der Mystifizierungsmaschinerie des Kunstmarktes entgegen, dass hier ein „Innenarchitekt mit hochfliegenden Ideen“ verklärt werden solle.
Für die nächsten „scheinen Palermos mit vielen theoretischen Analysen überzogenen Bilder für soviel angestrengte Theorie viel zu fragil zu sein“; am besten urteilen Sie selbst.
Um das spezielle „Blaue Dreieck“ geht es noch, jetzt ist erst einmal ein Blick auf die Geometrie in der Kunst fällig:
Geometrie als Motiv der Kunst: Eine erstaunlich späte Erscheinung
Eine Gemäldegalerie von Quadraten, die in einem Blauen Dreieck mündet … die Kreativität des Künstler scheint zumindest bei der Motivsuche nicht gerade Purzelbäume zu schlagen.
Wer gerade erst beginnt, sich mit Kunst zu beschäftigen, hat sogar häufig ein Problem damit, geometrische Motive überhaupt als Kunst zu akzeptieren. Klar können geometrische Formen zu einem Gemälde gehören, der Kubismus hat uns genug Beispiele dafür geschenkt; aber einfache Quadrate, das ist doch keine Abbildung des Lebens mehr, wie sie auf einem Gemälde zu sehen sein sollte, sondern nicht mehr als eine mathematische Skizze.
Kunstkenner lächeln dazu nur, natürlich kann Geometrie Kunst sein, wie Kuchen und Licht und in Schichten geklebtes Papier Kunst sein können. Und doch ist die Geometrie eine erstaunlich späte Erscheinung in der Kunst, und die freie Motivwahl in der Geschichte der Kunst alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Die ersten Künstler skizzierten vor rund 40.000 Jahren existenzielle Jagderfahrungen auf Höhlenwände. Theoretisch freie Motivwahl, praktisch und faktisch nicht, weil es typische Motive gab, bei deren Abbildung der größte Teil der Künstler aufgrund von Verzehr ausfiel.
Etwa 37.000 Jahre später entstanden die ersten frühen Zivilisationen, damit war es mit der freien freie Motivwahl in der Kunst endgültig und für lange Zeit vorbei. Die Kunst wurde zum Teil der komplizierten Ritualhandlungen, mit denen die frühen Gesellschaften die Gefahren des Lebens zu bannen suchten.
Nur streng reglementierte Kunstausübung wurde als geeignet angesehen, um z. B. den Himmel davon abzuhalten, unseren frühen Vorfahren auf den Kopf zu fallen, um das Schiff heil wieder in den Hafen und das Kind heil aus dem Bauch der Mutter zu holen.
Das blieb auch im Mittelalter so, weil die Welt noch nicht sehr viel ungefährlicher, beherrschbarer oder durchschaubarer geworden war. Allerdings war die Welt um einiges größer geworden, die Jäger und Sammler waren sesshaft geworden und hatten sofort damit begonnen, sich um die schönsten Lebensräume zu streiten.
Damit wurde die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zum überlebensichernden Merkmal, Gesellschaften mit strengen Hierarchien entstanden – in denen nun nicht mehr nur die Motive vorgeschrieben waren, sondern auch streng reglementiert wurde, wer diese Motive malen durfte.
Erst mit der Aufklärung entstanden Ideen wie freie Berufswahl; erst mit der damit einhergehenden Entwicklung einer „Modernen Kunst“ bzw. „Kunst der Moderne“ steht es dem Künstler frei, sich aus der ganzen Welt der Motive zu bedienen, die seinen Kopf bevölkert.
Einer der ersten, der geometrische Formen malte – und damit eines der frühesten Beispiele abstrakter, nicht auf den Gegenstand beschränkter Kunst vorlegte – war der russische Maler-Avantgardist Kasimir Malewitsch (1879–1935).
Sein „Blaues Dreieck“ aus dem 1915 entstandenen Werk „Suprematismus (Schwarzes Rechteck, blaues Dreieck)“ soll sich als sehr lebensfähig erweisen …
Malewitsch (Kazimir Severinovich Malevich) hat auch Quadrate gemalt, bzw. er hat DAS Quadrat gemalt, „Das Schwarze Quadrat“ auf weißem Grund, ebenfalls aus dem Jahr 1915, heute als Meilenstein der Malerei der Moderne bewertet und als „Ikone der Moderne“ verehrt.
Wassily Kandinsky (1866–1944) war von Quadraten fasziniert, in mehrfacher Hinsicht: Der Synästhetiker Kandinsky sah bestimmte Formen in bestimmten Farben, Kreis = Blau, Dreieck = Gelb, Quadrat = Rot. Er hörte die Formen aber auch; Kreise, Dreiecke und Quadrate waren für ihn mit einem jeweils anderen Klang behaftet („paint your band“). Und er roch sie, Blau, Gelb, Rot jeweils ganz anders („shake your scent“).
(Obwohl für ihn die Kunstausübung echt anstrengend gewesen sein muss), war „Quadrate malen“ für Kandinsky eine ganz besondere Freiheit. Kandinsky war 13 Jahre älter als Malewitsch und hat eigentlich schon ganz früh Quadrate gemalt wie diese „Farbstudie: Quadrate mit konzentrischen Kreisen“.
Kandinsky hätte gerne noch viel mehr auf dem Gebiet der abstrakten Malerei experimentiert, musste aber kriegsbedingt zurück ins konservative Russland und wurde dort auf seine Anfänge reduziert.
Abseits der russischen Provinz herrschte ein anderer Zeitgeist, 1911 hatten Marc und Kandinsky in München die Gemeinschaft „Blauer Reiter“ ins Leben gerufen, deren Künstler freier agierten. Zwischen 1911 und 1914 entstanden einige der berühmtesten Werke der abstrakten und abstrakteren Kunst.
In dieser Zeit hat Wassily Kandinsky das erste abstrakte Bild überhaupt gemalt: „Erstes abstraktes Aquarell (Studie zu Komposition VII)“ von 1913 oder 1910 (eventuell vordatiert).
Kandinskys „abstrakte Pause“ währte bis 1921, dann hatte er genug Einschränkung der Kunstfreiheit durch die neuen Machthaber in der neuen Sowjetunion gesehen und erfahren, verließ das Land in Richtung Berlin und durfte wieder Quadrate malen …
Piet Mondrian hat zur genau gleichen Zeit ebenfalls Quadrate gemalt, die ersten in Paris. Dorthin ist er extra wegen dem „Quadrate malen“ im hohen Alter von fast 40 Jahren im Dezember 1911 gezogen.
Ausgelöst wurde das durch seine erste Berührung mit der neuen Kunst des Kubismus auf einer Ausstellung im Stedelijk Museum in Amsterdam im Oktober/November 1911, wo Mondrians Werke neben Werken von Paul Cézanne, Georges Braque, Pablo Picasso, André Derain, Raoul Dufy und weiteren modernen Künstlern gezeigt wurden.
Die schwarz-weiß-blau-gelb-roten Mondrian-Quadrate kennt jeder, Mondrian konnte Bilder aber auch sehr viel komplexer gestalten, oft unter Einfügung von Quadraten:
- „Evolution (Triptychon)“, 1911
- „Der graue Baum“, 1911/12
- „Stillleben mit Ingwertopf II“, 1912
- „Komposition mit Raster 8: Schachkomposition mit dunklen Farben“, 1919
- „New York City I“, 1942
- „Broadway Boogie Woogie“, 1942/43
Mark Rothko (siehe Mark Rothko: Early Career), Barnett Newman (z. B. Nr, 4 seiner sechs Onements) und Clyfford Still haben auch Quadrate gemalt. Diese abstrakten Expressionisten waren mit ihren Quadraten einen Weltkrieg später dran und malten sie als Vorläufer des „Color Field Painting“, der „Farbfeldmalerei“, die sich Ende der 1940er Jahre neben dem „Action Painting“ als Hauptströmung aus dem abstrakten Expressionismus zu entwickeln begann.
Wie gesagt, damals hat jeder Quadrate gemalt, und weil jeder Quadrate gemalt hat, hat auch Blinky Palermo Quadrate gemalt. Natürlich seine ganz eigenen Quadrate, mit ganz eigenem Zauber und ganz eigenen Interpretationsmöglichkeiten. Aber Blinky Palermo gehörte zu den Menschen, die sich vor dem Handeln schlau machen, er kannte viele bis alle der von seinen Vorgängern im Laufe der Entwicklung des Kubismus und des abtrakten Expressionismus gemalten Quadrate.
Man kann also davon ausgehen (und der Großteil der Kunstwissenschaftler tut genau das), dass Malewitschs, Kandinskys, Mondrians, Rothkos, Newmans, Stills und viele weitere gemalte, gegossene, gehauene Quadrate Eingang in die Quadrat-Kunst von Blinky Palermo gefunden haben.
Die Quadrate der Künstler von Malewitsch bis Blinky Palermo haben wiederum die nächsten Künstler beeinflusst, z. B. die berühmte abstrakte Malerin Mary Heilmann, eine amerikanische Zeitgenossin Blinky Palermos, die im Gegensatz zu ihm heute noch unter uns weilt.
Sie hat sich erst Mondrian zum Vorbild genommen: „Manhattan Shuffle“, 1986, um 2013 in der Ausstellung „Mary, Blinky, Yay!“ mit Blinky Palermo (als Hommage zu seinem 70. Geburtstag) in Dialog zu treten).
Blinky Palermos Quadrate werden alle für sich ihren Sinn gehabt haben. Es sind viele Quadrate, also können sich noch Generationen von Kunstwissenschaftlern Quadrat für Quadrat Gedanken darüber machen, was der jeweilige Sinn und Zweck der Geometrie-Kunst war und ist.
Statt „Blauer Blume der Romantik“ „Blaues Dreieck für Freiheit“
Einen tiefen und schönen Sinn offenbart das geheimnisvolle „Blaue Dreieck“ Palermos, das nun näher betrachtet wird:
Sein Blau hat das „Blaue Dreieck“ wahrscheinlich von Yves Klein (1928–1962), dessen Blau Sie erschlägt, wenn Sie „Yves Klein“ + „Blau“ in die Bildersuchmaschine eingeben. Das Dreieck könnte auf Sigmar Polkes Dreieck von 1969 zurückgehen, in dem „Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“.
Dieses Dreieck ist inzwischen der künstlerischen Ewigkeit ein wenig näher gekommen, weil der britische Künstler Jonathan Monk sich seiner im Text-Bild „Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen!“ 2007 erneut annahm.
Das „Blaue Dreieck voller Kunstgeschichte“ erinnert dann auch noch an das bereits oben erwähnte schwarze Rechteck mit blauen Dreieck. Mit dem Kasimir Malewitsch 1915 seine eigene Stilrichtung der Moderne in der Kunst begründete, verwandt mit Futurismus und Konstruktivismus und mit dem bescheidenen Namen Suprematismus bedacht (vom lateinischen supremus = der Höchste).
Dieser Stil brachte in Russland bis zum Beginn der 1930er Jahre Kunst hervor.
Blinky Palermos „Blaues Dreieck“ ist von 1969 und bringt seine Eintrittskarte in die Ewigkeit gleich mit. Das Kunstwerk ist Installation und Wandmalerei zugleich, es besteht aus:
- der Schablone zum Malen des Dreiecks
- drei gerahmten Papierarbeiten mit Anleitungen zur Installation (z. B.: „Malen Sie mit Hilfe der Schablone ein blaues Dreieck über eine Tür.“, oder „Verschenken Sie dann das Original Blatt“) und zur blauen Farbe (Plaka dunkelblau Nr. 35?)
- dem blauen Dreieck selbst, irgendwo über einer Tür
- und schließlich einer „Dreiecks-Auflage“ von 50 Editionen in einer Mappe.
Das letzte Mal hatte das „Blaue Dreieck“ wahrscheinlich zu Blinky Palermos 70. Geburtstag im Frankfurter Städel Museum November 2013 einen Auftritt in größerem Rahmen: Über einem Türsturz in den Ausstellungsräumen in den Gartenhallen wurde die Schablone von Mitarbeitern des Städel Museums angelegt und mit besagter blauer Farbe „Plaka dunkelblau Nr. 35“ ausgemalt.
Neben dem neugeborenen „Blauen Dreieck“ war in der Geburtstags-Ausstellung des Städel Museums eine Auswahl der minimalistischen Druckgrafiken Palermos aus den 60er und 70er Jahren zu sehen; das 2013er „Blaue Dreieck“ hat nach der Ausstellung in der Sammlung bedeutender Gegenwartskunst in den Gartenhallen seinen unvergänglichen Platz gefunden.
Hinter dem Blauen Dreieck steht die schöne Grundidee, dass jeder zum Künstler wird, der ein „Palermo Dreieck“ eigenhändig über eine Tür malen kann. Also „Kunst als Idee“, erste deutsche Konzeptkunst in Reinkultur – die von Palermo zugleich als Mahnmal für die Freiheit (der Kunst) und als Institutionskritik gegen einen schon damals übermächtigen Kunsthandel gedacht ist.
In diesem Sinne wünschen wir uns noch ganz viele „Blaue Dreiecke“ über den verschlossenen Türen dieser Welt …
Blinky Palermo, kurze Kurzbiografie
- 2. Juni 1943 Blinky Palermo wird als Peter Schwarze in Leipzig geboren
- 1943 Peter Schwarze wird durch Adoption zu Peter Heisterkamp
- 1952 siedelte die Familie in den Westen über, dort nach Münster (Westfalen)
- 1959 macht Blinky Palermo sein Abitur
- 1961 Werkkunstschule in Münster, Grafik- und Bildhauerkurse
- 1962 Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, bei Bruno Goller (surrealistische Porträts)
- 1964 Wechsel in die Klasse von Joseph Beuys, Annahme des Künstlernamens Palermo
- 4. Juni 1965 Heirat Palermo + Ingrid Denneborg
- 1966 Palermo wird von Beuys zu seinem Meisterschüler ernannt, Abschluss des Studiums
- 1967 Palermo jobbt als Barkeeper im Düsseldorfer Szenenlokal Creamcheese, Trennung von Ingrid Denneborg
- 10. Juni 1969 Heirat Palermo + Kristin Hanigk
- 1969 Umzug nach Mönchengladbach, Arbeitsmöglichkeit in ehemaliger Schreinerei, Ateliergemeinschaft mit Imi Knoebel, Ulrich Rückriem
- 1970 Studienreise nach New York mit Freund und Künstlerkollegen Gerhard Richter
- 1973 Studio in New York
- 1974 Kfz-Rundreise USA, u.a. zur „Rothko-Kapelle“ in Houston und dem „Las Vegas Piece“ von Walter De Maria, zusammen mit Imi Knoebel
- Februar 1975 Während eines Deutschlandbesuchs Trennung von Kristin Hanigk, in New York Beziehung mit der Malerin Robin Bruch
- 1976 Rückkehr nach Düsseldorf, Bekanntschaft mit Babette Polter, Umzug ins das frühere Atelier von Gerhard Richter
- 17. Februar 1977 Überraschender Tod Palermos während des Urlaubs auf der Malediven-Insel Kurumba
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Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse