Pixel-Art entstand bereits in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren mit dem Aufkommen der ersten Computer und Videospiele. Ikonische Spiele wie Space Invaders, Pac-Man und später Super Mario Bros. prägten jenen visuellen Stil, den Millionen Menschen mit frühen digitalen Medien verbinden. Was einst aus technischen Einschränkungen geboren wurde, hat sich mittlerweile zu einer anerkannten Form digitaler Kunst entwickelt.
Die 8-Bit-Ära brachte eine bedeutende Weiterentwicklung und verwendete 256 Farben. Dieser Stil wurde typisch für klassische Konsolen der 1980er und frühen 1990er Jahre wie das Nintendo Entertainment System und das Sega Master System. Die Pixelkunst gewann bereits seit 2006 wieder an Popularität. Sie erreichte jedoch mit Spielen wie Minecraft, das 2011 erschien, Stardew Valley und Celeste neue Höhen, indem diese die Nostalgie retro-inspirierter Grafiken mit modernen Spielmechaniken verbanden.
Das bekannte Nyan-Cat-NFT, ein Paradebeispiel für den Einfluss von Pixel-Art in der digitalen Wirtschaft, wurde 2021 für fast 600.000 Dollar verkauft.
Die Ursprünge der Pixelkunst
Foto von Getty Images @gettyimages, via Unsplash
Der Begriff „Pixel-Art“ wurde erstmals 1982 von Adele Goldberg und Robert Flegal vom Xerox Palo-Alto-Research-Center geprägt*. Allerdings reicht das Konzept etwa 10 Jahre weiter zurück, wobei Richard Shoups SuperPaint von 1972 als eines der frühesten Beispiele gilt*. Diese digitale Kunstform hat sich aus technischen Begrenzungen entwickelt und wurde mit der Zeit zu einem bewusst gewählten Stilmittel, das heute weit über seine ursprünglichen Grenzen hinausgeht.
Von Arcade-Spielen zur Computerkunst
Die Ursprünge der Pixelkunst sind eng verbunden mit der Ära der Arcade-Spiele. Das 1971 von Nolan Bushnell, dem späteren Gründer von Atari, entwickelte Computer Space (1971) gilt als das erste kommerzielle Arcade-Spiel. In der Anfangsphase waren Grafiken überwiegend als Schwarz-Weiß-Bitmaps dargestellt – eine festgelegte Anordnung von schwarzen und weißen Bildpunkten.
Ab 1978 begann die „Goldene Ära der Arcade-Spiele“. Meilensteine dieser Zeit waren:
- 1978: Space Invaders (Beginn einer Ära)
- 1979: Galaxian (erstes Spiel mit echter Farbgrafik)
- 1980: Pac-Man (erstes Spiel mit kommerziellem Charakter)
- 1982: Zaxxon (erstes Game mit isometrischer Ansicht)
- 1983: I, Robot (erstes Spiel mit 3D-Polygonen im kommerziellen Bereich)
Während die ersten Heimkonsolen auf den Markt kamen, vollzogen sich diese Entwicklungen parallel dazu. Ursprünglich wurden Arcade-Automaten nicht nur in Spielhallen, sondern auch in Imbissbuden, Kiosken und den Vorhallen von Supermärkten aufgestellt, bis dies gesetzlich untersagt wurde. In dieser Zeit wurden die Spielhallen zu bedeutenden sozialen Treffpunkten und schufen eine neue Gaming-Kultur, die weit über die Spielhallen selbst hinausreichte.
Technische Einschränkungen als kreative Grundlage
Die frühen Pixelkunstwerke waren in ihrer ästhetischen Ausdruckskraft direkt von den technischen Einschränkungen der damaligen Hardware abhängig. Zum Beispiel konnte das Atari-STFM-System Pixelgrafik in einer Auflösung von nur 320 × 200 Pixeln mit 10 Farben präsentieren. Diese Einschränkungen brachten Künstler dazu, kreativ zu improvisieren.
Grautöne konnten nur durch überdeutlich sichtbare Schwarz-Weiß-Raster simuliert werden, und schräge oder gebogene Linien erschienen zwangsläufig als treppenartig abgestufte Strukturen. Diese technischen Hürden wurden allerdings nicht als Hindernis betrachtet, sondern vielmehr als kreative Herausforderung angenommen.
Foto von Vadim Bogulov @franku84, via Unsplash
Die Kunst des Pixel-Setzens entwickelte sich zu einer präzisen Handwerkskunst. Puristen in der Szene vertreten die Ansicht, dass „richtige“ Pixel-Art nur mit Werkzeugen erstellt werden sollte, die einzelne Pixel setzen, wobei auf fortschrittlichere Hilfsmittel wie Linien-, Bézierkurven-, Kreis- oder Rechteck-Werkzeuge verzichtet werden sollte.
Pixelkunst wird von anderen Formen digitaler Kunst durch das manuelle Bearbeiten auf Pixelniveau unterschieden – oft mit hoher Vergrößerung und fast immer ohne Anwendung von Grafikfiltern oder automatischem Antialiasing. Bei dieser Kunstform wird, wie Experten betonen, „jedes Pixel sorgfältig gesetzt“.
Pixel als digitales Mosaik
Es ist erstaunlich, wie ähnlich Pixelkunst und klassische Mosaikarbeiten sind. Wirklich, man kann den Kreuzstich als eine historische Vorwegnahme der Pixel-Art betrachten. Diese zwei Kunstformen setzen kleine, individuelle Teile ein, die zusammen ein größeres Ganzes bilden.
In der Pixelkunst sind die einzelnen Pixel die Bausteine, die zusammen ein Bild formen. Die Pixel bilden das Gesamtwerk, indem jeder Block mit Bedacht platziert wird. Es sieht erstaunlich aus wie die Mosaikkunst, der Kreuzstich und andere Sticktechniken.
Der Street-Art-Künstler Invader (Franck Slama) ist ein beeindruckendes Beispiel für die Verbindung von digitaler und physischer Welt; er hat in 80 Städten weltweit über 4.000 Mosaike angebracht. Seine Motive, oft kleine Alien-Monster aus dem Spiel Space Invaders, stellen durch Mosaiksteinchen das gerasterte Erscheinungsbild der frühen Pixelgrafik im urbanen Raum dar.
Foto von Alexander Abero @alexabero, via Unsplash
In der frühen Pixelkunst wurde die begrenzte Farbpalette auch genutzt, um mit Dithering-Techniken verschiedene Schattierungen und Farben zu schaffen. Eindrucksvoll geben 88 % der Pixelkunst-Profis an, dass Schattierungen eine maßgebliche Funktion erfüllen, wenn es darum geht, dynamische Kunstwerke zu gestalten. Die handwerkliche Natur dieser Kunstform wird durch solche Techniken betont, und sie verstärken die Verbindung zu den traditionellen Mosaikarbeiten.
Die Evolution der Pixelkunst
Über die Jahre hat sich die Pixelkunst von einer technischen Notwendigkeit zu einem bewusst gewählten Kunststil entwickelt, der heute in vielen Bereichen der digitalen Kultur blüht.
Wiederbelebung durch Indie-Games
Die Rückkehr der Pixelkunst ist zu einem erheblichen Teil das Verdienst von unabhängigen Spieleentwicklern. Die Wiederbelebung ist kein Zufall; sie beruht auf praktischen und ästhetischen Gründen. Der einfache Aufbau ermöglichte es einzelnen Entwicklern oder kleinen Teams, auch mit begrenztem Budget kreative Spiele zu erstellen. Das ist der Grund, weshalb viele Indie-Entwickler diesen Stil wählen.
Neben der Kosteneffizienz hat Pixelkunst noch weitere Vorteile: Sie ist weniger ressourcenintensiv als hochpolygonale 3D-Kunst und kann sogar von nur einer Person erstellt werden. Zusätzlich ist es einfacher, jemanden mit Pixel-Art-Kenntnissen zu finden als einen 3D-Modellierer, und Pixel-Künstler sind normalerweise günstiger.
Die Erfolge von Titeln wie „Celeste“, „Stardew Valley“ und „Hyper Light Drifter“ beweisen eindrucksvoll, dass die Pixelkunst Spieler aus aller Welt weiterhin begeistert. Diese Spiele belegen, dass bei Spielgrafiken manchmal weniger mehr ist. Entwickler können ihre Geschichten auf einfache und wirkungsvolle Weise erzählen.
Pixel Art: Frischer Wind dank NFTs
Die Pixelkunst hat mit der Einführung von NFTs (Non-Fungible Tokens) einen frischen Markt gefunden. NFTs fungieren als Besitznachweis für digitale Güter und haben die Pixelkunst zu einem begehrten Spekulationsobjekt gemacht, für das teilweise Millionen gezahlt werden.
Eine neue Ära für digitale Künstler und Sammler hat begonnen, die Pixelkunst mit dem Metaverse verbindet. Heutzutage sind Online-NFT-Marktplätze die Galerien der Krypto-Kunst und eröffnen Künstlern neue Chancen, ihre Werke zum Verkauf anzubieten. Ein beeindruckendes Beispiel ist die „69X69 Gallery“ in Voxels – eine Ausstellung von 69 Bildern mit einer Auflösung von 69 × 69 Pixeln, die die Reise eines Künstlers im Kryptospace dokumentiert.
Allerdings birgt dieser neue Markt auch Schattenseiten. Neben dem enormen Stromverbrauch der Blockchain-Technologie kommt es immer wieder zu Diebstahl von Pixelkunst. Der „Wildfire“-Schöpfer Dan Hindes bemerkte sogar, dass es „geradezu normal“ sei, dass Pixelkunst von NFT-Projekten gestohlen werde.
Retro-Games als Inspirationsquelle
Foto von Mike Von @thevoncomplex, via Unsplash
Die Faszination für Retro-Spiele geht weit über das hinaus, was auf dem Bildschirm passiert. Physische Nähe und der gemeinsame Zeitvertreib spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Neue Spiele mit Retro-Anleihen gibt es mittlerweile „wie Sand am Meer“, wobei sie einen Retro-Charme versprühen, der besonders diejenigen anspricht, die in den 1980er und 1990er Jahren aufgewachsen sind.
Daneben hat sich eine kleine „Homebrew-Szene“ etabliert, die sich darauf spezialisiert hat, neue Spiele für alte Konsolen und Computer zu entwickeln. Die Motivation dahinter erklärte uns ein Entwickler:
Bei vielen kommt das Interesse daher, dass sie die Geräte in der Kindheit hatten und damals noch nicht dafür programmieren konnten. Inzwischen haben wir das Wissen“.
Was alle eint, die sich mit Retro-Games oder neuen Spielen im Retro-Stil beschäftigen, ist Nostalgie. Es ist eine verklärte Sehnsucht nach einem Ort oder Dingen, die es heute nicht mehr gibt oder die es in dieser Form nie gegeben hat. Die spanischen Entwickler Mikel Ojea und Juan Abad erklären ihre bewusste Wahl des Retro-Stils folgendermaßen:
Wir glauben, dass wir durch die Einschränkungen mehr Dinge erzählen können als mit besserer Grafik oder mit mehr Pixeln“.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Juan Abad arbeitete als Main Artist am Retro-Videospiel „Go Mecha Ball“.
Moderne Spiele verbinden jedoch oft Pixel-Ästhetik mit innovativen Elementen wie hochauflösenden Displays, fortschrittlichen Lichteffekten und flüssigen Animationen. Diese Verschmelzung von Alt und Neu macht den anhaltenden Reiz der Pixelkunst aus.
Stilrichtungen in der Pixel-Art
Im Laufe der Jahrzehnte hat die Pixelkunst zahlreiche stilistische Fortschritte gemacht. Alle diese Stilrichtungen weisen einzigartige visuelle Merkmale und technische Herausforderungen für Künstler auf.
8-Bit, 16-Bit und High-Bit
Pixelkunst wird in hohem Maße durch die unterschiedlichen Bit-Tiefen visuell definiert. Der 4-Bit-Stil verwendet eine stark eingeschränkte Farbpalette von nur 16 Farben, was einen etwas verwaschenen Look kreiert, der für die frühen Konsolen der 1980er Jahre charakteristisch ist.
Im 8-Bit-Stil konnte man aus 256 Farben (2^8) wählen. Das Erscheinungsbild ist typisch für die klassischen Konsolen der 1980er und frühen 1990er Jahre, wie das Nintendo Entertainment System (NES) und das Sega Master System. Ein 8-Bit-Bild kann tatsächlich 256 Farbwerte darstellen, was kleinere Dateien und eine schnellere Verarbeitung ermöglicht.
Ein bedeutender Fortschritt wurde mit der 16-Bit-Ära erzielt, die dank 65.536 Farbwerten pro Kanal (2^16) eine ungleich umfangreichere Farbvariation und feinere Details ermöglichte. Typische Vertreter dieses Genres sind das Super Nintendo Entertainment System (SNES) und die Sega Genesis. Es ist jedoch anzumerken, dass das menschliche Auge ohnehin nur etwa 10 Millionen Farben erkennen und unterscheiden kann.
Es ist interessant zu bemerken, dass diese Bit-Angaben nur einen Farbkanal betreffen. Weil Fotos im RGB-Modus aus drei Kanälen (rot, grün, blau) aufgebaut sind, kann eine 8-Bit-Aufnahme theoretisch über 16,7 Millionen Farbtöne erzeugen.
Isometrische Ansichten
In der Pixelkunst ist die isometrische Perspektive etwas ganz Besonderes; sie wurde erstmals 1982 im Arcade-Spiel „Zaxxon“ kommerziell genutzt. Diese Form der Darstellung aus einer schrägen Überblicksperspektive schafft einen 3D-Effekt auf flachen Bildschirmen.
Ein besonderer Aspekt: Während die klassische isometrische Perspektive einen 30°-Winkel nutzt, würde dieser in der Pixelkunst zu unregelmäßigen Linien führen. Deswegen nutzen Pixelkünstler normalerweise einen Winkel von rund 26,565°, was einen 2:1-Pixel-Versatz zur Folge hat. Anstelle von einem Pixel nach oben und einem nach rechts (45°), geht man ein Pixel nach oben und zwei nach rechts.
Um einen unregelmäßigen Linienverlauf zu vermeiden, ist es erforderlich, den Winkel auf dem Monitor etwas zu modifizieren, da ein exakter 30°-Winkel sonst unregelmäßige Linien erzeugen würde. Im Gegensatz dazu erzielt man mit dem 2:1-Pixel-Versatz gleichmäßigere Ergebnisse, und er ist einfacher umzusetzen. Ein weiteres Problem bei der isometrischen Darstellung besteht darin, dass sie zwar eine 3D-Ansicht nachahmt, diese aber tatsächlich unmöglich ist. Denn das menschliche Auge sieht perspektivisch und nimmt normalerweise hintere Bildelemente kleiner wahr als vordere.
Minimalistische sowie animierte Designs
Minimalistische Pixelkunst ist durch eine kleine Farbpalette und klare Linien definiert. Die Reduktion ist nicht nur aus ästhetischen Gründen von Bedeutung, sondern kann auch praktische Vorteile mit sich bringen: Pixelgrafiken sind leicht zu erstellen, haben eine schnelle Ladezeit und erzeugen eine besondere Atmosphäre.
Die meistgenutzten minimalistischen Ansätze sind:
- Zweifarbige (1-Bit) Abbildungen mit klarer Konturierung
- Monochrome Designs mit begrenzten Schattierungen
- Flache Farbflächen ohne komplizierte Übergänge
Animierte Pixelstile kreieren eine Art Trickfilm, indem man mehrere Pixelgrafiken übereinanderlegt und kleine Änderungen vornimmt. Um Animationen zu verbessern, erstellt man mehr Zwischenbilder (Sprites). Zum Beispiel können für eine Laufanimation unterschiedliche Ebenen für die Beinpositionen erstellt werden, die nacheinander abgespielt werden.
Es ist interessant, dass viele zeitgenössische Pixelkünstler diese Einschränkungen bewusst bewahren, obwohl die technischen Limitierungen schon lange nicht mehr bestehen. Die Künstlergruppe eBoy zeigt großartig, was man mit dieser Technik erreichen kann. Die „Pixorama“-Städte sind komplexe, detailreiche Universen, die trotz der Begrenzungen der Pixelkunst eine erstaunliche Tiefe entwickeln.
Für Anfänger gibt es eine erfreuliche Botschaft: Das Erlernen von Pixelkunst ist nicht so schwer und es macht Spaß. Selbst Anfänger können mit Tools wie dem Open-Source-Programm Pixelorama schnell eigene Pixelgrafiken und Animationen erstellen.
Werkzeuge und Methoden für Pixel-Art
Im Gegensatz zu anderen digitalen Kunstformen erfordert die Pixelkunst, dass man jedes einzelne Pixel bewusst setzt – vergleichbar mit traditionellen Handarbeitstechniken wie der Kreuzstickerei oder dem Pointillismus.
Erläuterung von Dithering und Antialiasing
Als eine der grundlegenden Techniken der Pixelkunst ermöglicht Dithering die Simulation von Farbverläufen und Schattierungen, obwohl die Farbpalette begrenzt ist. Hierbei wird ein Schachbrettmuster erstellt und dann ausgeblendet, um den Anschein zusätzlicher Farbtöne zu erzeugen.
Antialiasing hingegen bezeichnet das bewusste Verwischen von Linien, um ein runderes und weicheres Erscheinungsbild zu erzielen. Hierbei werden typischerweise Pixel an Stellen platziert, wo sich zwei Bildpunkte in einem 45-Grad-Winkel verbinden. Künstler sollten jedoch das sogenannte „Banding“ meiden – hierbei werden schattierte Pixel um den inneren Rand eines Objekts platziert, was die Klarheit der Pixelkunst beeinträchtigen kann.
Typische Software: Aseprite, Piskel, Photoshop
Für viele Pixelkünstler ist Aseprite mittlerweile das Standardwerkzeug. Es bietet eine pixel-artige Benutzeroberfläche und umfassende Funktionen, die speziell für diese Kunstform entwickelt wurden, alles für etwa 15 Dollar.
Die Stärken umfassen:
- Onion Skinning in der Animation (Überlagerung von Frames vor und nach dem aktuellen)
- Automatisches Pixelformat für Schriften erstellen
- Kachel-Werkzeug für periodische Muster
- Ausgereifte Export-Optionen für Spieleentwickler
Für Technikenthusiasten: Aseprite kann man auch kostenlos nutzen, wenn man den Quellcode selbst kompiliert.
Piskel ist vor allem für Anfänger gedacht und hat neben der Desktop-Version auch eine kostenlose Online-Version. Dank der einfachen Benutzeroberfläche ist es besonders leicht, zu starten. Animationen können mit dem Programm erstellt und in Form von statischen Dateien, GIF-Animationen oder Sprite-Sheets exportiert werden; dabei gibt es eine Echtzeitvorschau.
Obwohl Photoshop nicht speziell für Pixelkunst gedacht ist, bietet es doch alle notwendigen Werkzeuge, um professionelle Ergebnisse zu erzielen. Um Pixelgrafiken zu optimieren, sollten diese Einstellungen berücksichtigt werden: Stellen Sie das Raster auf „Pixel“ anstelle von „Zentimeter“ ein, legen Sie die Rasterunterteilungen auf „1“ fest und wählen Sie als Interpolationsverfahren „Pixelwiederholung“ aus. Das Buntstift-Werkzeug ist ebenfalls eine empfehlenswerte Wahl, wenn Sie harte Kanten bewahren möchten.
Ein wichtiger Unterschied: Pixelschacherei in Photoshop bedeutet, dass Pixelkunst aus echten Pixeln besteht, die man bei starker Vergrößerung sogar als solche erkennt; Illustrator hingegen erstellt skalierbare Vektorgrafiken, die sich ohne Qualitätsverlust vergrößern lassen.
Tablet und Apps für Pixelkunst nutzen
Unterwegs haben sich verschiedene mobile Apps für Künstler etabliert. Pixel Studio hat viele Funktionen für Mobilgeräte und iPads, wie das Bearbeiten von Ebenen, Erstellen von Animationen und Exportieren als GIF oder Sprite-Tabelle. Die App ist mit dem Apple Pencil kompatibel und erlaubt die Synchronisierung zwischen verschiedenen Geräten über Google Drive.
Pixaki ist eine speziell für das iPad entwickelte App, die Animationsebenen übereinander anordnet. Komplexe Animationen mit statischen Hintergründen sind möglich, weil jede Ebene ihre eigene Zeitleiste hat. Außerdem bietet die App isometrische Kunstwerkzeuge für unterschiedliche Winkel und Formen an.
Bei der Organisation von Dateien ist Folgendes zu beachten: Pixelkunst sollte niemals im JPEG-Format gespeichert werden, weil die Komprimierung zu Qualitätseinbußen führt. PNG oder GIF sind hingegen viel besser geeignet, um die pixelgenauen Details zu bewahren.
Pixel-Art: Ein Ausdruck von mehr als nur Nostalgie
Die Anziehungskraft der Pixelkunst geht weit über Nostalgie hinaus. Obwohl viele Betrachter zuerst von Erinnerungen an frühe Videospiele angezogen werden, ist es bei näherem Hinsehen eine bewusst gewählte ästhetische Ausdrucksform mit tiefgründigen gestalterischen Prinzipien.
Digitale Nostalgie oder bewusste Ästhetik?
In der Popkultur gilt Pixelkunst mittlerweile als ein Zeichen für Nostalgie und Minimalismus. Indem sie auf komplizierte 3D-Modelle verzichtet, konzentriert sie sich auf das Wesentliche und kreiert eine Art von Authentizität, die vielen in einer digital überladenen Welt gefällt. Aber diese Rückbesinnung ist nicht nur ein Zeichen von Nostalgie; Sie zeigt auch die Enttäuschung über die Gegenwart. Für viele ist die Internetära von damals eine nostalgische Erinnerung an eine Zeit, in der man noch die Kontrolle über sein digitales Leben hatte. Das war, bevor man von repetitiven Vorlagen und den übermäßigen Inhaltsströmen der heutigen Plattformen abhängig wurde.
Indie-Games-Entwickler haben diesen Stil absichtlich wiederbelebt und nutzen ihn, um eine Beziehung zu den Klassikern der Videospielgeschichte herzustellen. Es ist nicht einfach Rückwärtsgewandtheit; es ist eine ästhetische Wahl mit einer deutlichen künstlerischen Absicht.
Vergleich mit zeitgenössischer Architektur und Gestaltung
Ein hervorragendes Beispiel für die absichtliche Nutzung der Pixelästhetik im zeitgenössischen Design ist die norwegische Zentralbank, die ihre Banknoten im Pixel-Stil entworfen hat. Ihr Ansatz wird von den Designern als „The Beauty of Boundaries“ – die Schönheit der Begrenzungen – beschrieben. Die Philosophie dieser modernen, würfelförmigen Pixelmuster ist eine Verbindung zum uralten Mosaik-Konzept.
Die ältesten bekannten Mosaike reichen tatsächlich bis ins dritte Jahrtausend vor Christus zurück; sie wurden in einem Tempel in Mesopotamien entdeckt. Die meisten digitalen Bilder, die wir heutzutage betrachten, bestehen gleichzeitig aus winzigen Pixeln – ein erstaunlicher Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dank dieser Verbindung ist Pixelkunst etwas Tieferes als nur Retro-Ästhetik.
Die Designer der norwegischen Banknoten gaben in einem Interview mit VICE an:
Wenn man ein Konzept oder eine große Idee hat, macht sie es einfach total Sinn, von Anfang bis Ende“
Das Prinzip gilt auch für gelungene Pixelkunst: Ein klares Konzept erlaubt es, einen kohärenten, durchdachten Ansatz zu verfolgen, der mehr ist als nur Nostalgie.
Warum Einschränkungen die Kreativität fördern
Weniger ist mehr: Reduktion und Simplizität sind die zentralen Aspekte gelungener Pixelkunst. Weniger Farben und Pixel schaffen paradoxerweise mehr Freiheiten, weil es Künstler zwingt, kreative Lösungen zu finden. Ein chinesisches Sprichwort sagt:
Große Kunst ist dann erreicht, wenn man nichts weglassen kann“.
Vereinfachte Darstellungsmöglichkeiten sind eine Befreiung; sie lenken den Blick auf das, was zählt. Talentierte Pixel-Artists sind in der Lage, die Grundform eines Motivs zu erfassen und sie noch weiter zu vereinfachen. Im Gegensatz zu anderen digitalen Kunstformen sind realistische Darstellungen in der Pixelkunst weniger geeignet – man muss erst lernen, komplexe Formen wie Hände oder Gesichtsausdrücke zu vereinfachen.
Eine Studie zur ästhetischen Untersuchung von Pixelkunst an der Freien Universität Amsterdam beschreibt sie als
eine begrenzte, abstrakte und herausfordernde Darstellung, die durch die produktive Vorstellungskraft des Betrachters ergänzt werden muss“.
Die Imagination ist ein fundamentaler Treiber, der das Verständnis von Pixelkunst leitet, weil sie die intrinsischen Bedingungen der Informationsuneinheitlichkeit und der Unkonventionalität der Bilder berücksichtigt.
Schließlich ist die Pixelkunst ein Gegengewicht zu den konsumorientierten ästhetischen Werten der Gegenwart. Sie ist ein Medium, das eine Spielerfahrung ermöglicht, die im Widerspruch zu den vorherrschenden Trends steht – nicht nur eine Erinnerung an vergangene Zeiten, sondern eine unabhängige künstlerische Position in der digitalen Gegenwart.
Podiumsdiskussion: Alles Pixel – Was hat Retrocomputing mit Kultur zu tun?
Im Rahmen der Classic Computing 2025 des Vereins zum Erhalt klassischer Computer e.V. lädt der Deutsche Kulturrat zu einer neuen Folge von JaAberUnd, dem Onlinedebattenformat von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, ein. Es wird live diskutiert und die Diskussion anschließend in den Youtube-Kanal des Deutschen Kulturrates eingestellt.
Thema der Podiumsdiskussion: Alles Pixel – Was hat Retrocomputing mit Kultur zu tun?
Es geht um alte Computer als Kulturgut, um Reparieren statt Wegwerfen und um neue Kunst mit alten Computern, z.B. die Demoszene, kurz: um Schnittstellen zwischen Retrocomputing und Kunst und Kultur.
Es diskutieren:
- Hans Hübner, Vorsitzender Verein zum Erhalt klassischer Computer e.V.
- Clemens Krause, Computermuseum Stuttgart
- Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Herausgeber von Politik & Kultur
Moderation: Barbara Haack, Leitung Kommunikation Deutscher Kulturrat
Termin: 13. September 2025, 16-17 Uhr
Ort: Freiheitshalle Hof, Kulmbacher Str. 4, 95030 Hof
Berühmte Pixelkünstler und ihre Werke
Die beeindruckenden Werke der Pixelkunst sind das Ergebnis von talentierten Künstlern, die dieses Medium auf ihre eigene, einzigartige Weise gestalten. Indem sie jeweils ihren eigenen Stil kreieren, helfen sie dabei, die Pixelkunst als eine anerkannte Kunstform fortlaufend weiterzuentwickeln.
eBoy und die Pixorama-Städte
Die 1997 gegründete Pixelkunst-Gruppe eBoy, bestehend aus Kai Vermehr, Steffen Sauerteig und Svend Smital, hat ihren Sitz in Berlin und Los Angeles. Sie sind als „Godfathers of Pixel“ bekannt und haben mit ihren komplexen, dreidimensionalen isometrischen Illustrationen eine einzigartige Ästhetik kreiert. Roboter, Autos, Waffen und popkulturelle Ikonen in strahlenden Farben dominieren Ihre Werke.
Ihre „Pixorama“-Stadtlandschaften sind besonders bekannt – sie zeigen detailreiche, isometrische Stadtansichten, die klassische Sehenswürdigkeiten mit witzigen Details vereinen. Um eine so detaillierte Stadtansicht zu erstellen, brauchen die drei Künstler etwa sechs bis acht Wochen, wenn sie Vollzeit arbeiten.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Paul Robertson und Gaming Art
Paul Robertson machte seinen ersten großen Eindruck mit dem animierten Kurzfilm „Pirate Baby’s Cabana Battle Street Fight 2006″ – ein 12-minütiger Schwarz-Weiß-Film, der ein fiktionales Side-Scrolling-Actionspiel darstellt. Seitdem hat er Kunst und Animationen für mehrere bemerkenswerte Spiele produziert, darunter „Scott Pilgrim vs. The World: The Game“ und „Wizorb“.
Seine künstlerischen Anfänge machte Robertson mit einem DOS-Animationsprogramm, mit dem er kleine Filme erstellte. Beeinflusst wurde er dabei von Taito-Spielen wie „Bubble Bobble“ und „Rainbow Island“ mit ihren farbenfrohen Paletten und niedlichen Charakteren. Außerdem hat er beeindruckende Pixel-Animationen für Adult Swim erstellt und interpretiert gelegentlich Prominente und Pokémon in seinem unverwechselbaren 8-Bit-Stil.
Invader: Street Art trifft Pixelkunst
Der 1969 geborene französische Streetart-Künstler Invader verbindet Pixelkunst mit urbanem Raum. Mit Abschlüssen der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris und der Sorbonne begann er 1998 in Paris, Mosaikbilder von Charakteren aus dem Spiel Space Invaders anzubringen.
Heute hat Invader weltweit über 4.000 seiner Pixelmosaike installiert – ein Meilenstein, der in seiner Ausstellung „4000“ gefeiert wurde. Seine Werke finden sich in zahlreichen Städten wie New York, Tokio, London und Wien, wo er 56 Kunstwerke hinterlassen hat. In Paris allein existieren über 1.500 seiner Mosaike.
Um seine Anonymität zu wahren, agiert Invader inkognito, trägt häufig eine Maske und arbeitet hauptsächlich nachts. 2015 erweiterte er sein künstlerisches Konzept mit der mobilen App „FlashInvaders“, bei der Nutzer nach seinen Mosaiken suchen und durch Fotografieren Punkte sammeln können.
Fazit
Pixelkunst stellt zweifellos weit mehr als eine bloße digitale Reminiszenz dar. Während frühe Computergrafiken aus technischen Limitierungen entstanden, hat sich die Pixelkunst zu einer bewusst gewählten Ausdrucksform entwickelt, die auch im Zeitalter fotorealistischer 3D-Grafiken ihren eigenen Platz behauptet. Besonders bemerkenswert erscheint dabei der Weg vom technischen Zwang zur freien künstlerischen Entscheidung.
Die selbst auferlegten Beschränkungen der Pixelkunst fördern paradoxerweise kreative Lösungen und zwingen Künstler, das Wesentliche ihrer Motive zu erfassen. Tatsächlich lässt sich diese Kunstform mit traditionellen Handwerkstechniken wie Mosaik oder Kreuzstich vergleichen – jedes Element wird bewusst platziert und trägt zum Gesamtbild bei.
Indie-Entwickler nutzen diesen Stil heutzutage nicht nur aus Kostengründen, sondern weil er eine einzigartige Ästhetik bietet, die Spieler weltweit anspricht. Gleichzeitig hat die NFT-Bewegung Pixelkunst in neue wirtschaftliche Sphären katapultiert, wobei Werke mitunter für erstaunliche Summen den Besitzer wechseln.
Der anhaltende Erfolg von Pixelkunst liegt jedoch nicht allein in ihrer nostalgischen Wirkung begründet. Vielmehr schafft die reduzierte Formensprache eine direkte Verbindung zwischen Künstler und Betrachter. Die Vorstellungskraft des Publikums wird aktiv eingebunden, um die abstrahierten Darstellungen zu vervollständigen.
Künstler wie eBoy, Paul Robertson und Invader zeigen eindrucksvoll, wie vielseitig Pixelkunst sein kann – von komplexen Stadtpanoramen über hypnotische Animationen bis hin zu urbanen Interventionen. Jeder einzelne Pixel wird dabei zum bewussten Gestaltungselement.
Quellen, fachliche Unterstützung und weiterführende Informationen:
- Deutsche Welle: Warum Pixelgrafik nicht aus der Mode kommt, https://www.dw.com/de/retrogames-warum-pixelgrafik-nicht-aus-der-mode-kommt/a-67803571
- The Verge: Pushing pixels with Paul Robertson, the artist behind ‘Mercenary Kings’ and ‘Scott Pilgrim: The Game’, https://www.theverge.com/2013/8/14/4614874/paul-robertson-pixel-art-interview
- #jungbleiben: Invader: Wenn Kunst 4000x den öffentlichen Raum erobert, https://www.jungbleiben.com/invader-kunst-space-invaders-streetart/
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.