Wo beginnt Kunst?
Einer der Hauptgründe, der den „normalen“ Menschen davon abhalten kann, sich mit Kunst zu beschäftigen, ist Unsicherheit. Unsicherheit entsteht, wenn man keine Beurteilungsgrundlage hat, um zu entscheiden, was Kunst ist und was nicht, sowie welches Kunstwerk einen hohen künstlerischen Wert besitzt und welches nicht.
Wie wird Unsicherheit bekämpft? Durch Erwerb von Wissen, Wissen gibt Sicherheit. Sicherheit in der Beurteilung, ob es sich um Kunst handeln könnte, und damit zumindest auch ein wenig mehr Sicherheit darüber, welchen Preis diese Kunst wert sein könnte.
Die Frage, was Kunst ist, wurde und wird von Künstlern und Kunstkritikern in vielfältiger Weise unterschiedlich beantwortet. Der Bogen reicht von der Verehrung schaffender Handwerkskunst bis hin zu der Vorstellung, dass das, was ein Künstler als Kunst ansehe, auch Kunst sei. Womit sich sofort die Frage anschließt, was denn ein Künstler ist.
Was versteht man unter Kunst? – Eine Entdeckungsreise mit Ralph Caspers von Quarks
In dem Arbeitszimmer von Ralph Caspers, beliebter Moderator der WDR-Sendung Quarks, fällt sofort ein Bild ins Auge: Ein Elefant, der auf einem Auto balanciert – fast wirkt es wie eine kindliche Zeichnung. Genau an diesem Punkt beginnt die fesselnde Frage: Was bedeutet Kunst eigentlich?
Der Begriff „Kunst“ stammt sprachlich vom Wort „können“ ab – ein abstrakter Ausdruck, der etwas Unfassbares beschreibt. Nach dem Duden umfasst Kunst das „schöpferische Gestalten mit unterschiedlichsten Materialien oder den Mitteln der Sprache und Töne – in Auseinandersetzung mit Natur und Welt“.
Doch je nach Blickwinkel kann Kunst mannigfaltige Bedeutungen annehmen. Wie flexibel der Kunstbegriff ist, zeigt ein berühmtes Beispiel aus dem Jahr 1917: Marcel Duchamp sorgte für Aufsehen, als er auf einer Ausstellung in New York ein gewöhnliches Pissoir präsentierte. Was damals zunächst abgelehnt wurde, gilt heute als bedeutendes Museumsobjekt.
Duchamps provokante Handlung erweiterte den Kunstbegriff grundlegend – nicht mehr nur handwerkliches Können, sondern auch die bewusste Auswahl und das Einordnen eines Gegenstands können ihn zur Kunst werden lassen. Die Geschichte der Kunst reicht jedoch viel weiter zurück. Der „Stein von Makapansgat“, ein natürlich geformtes, gesichtsähnliches Objekt, das vor etwa drei Millionen Jahren von frühen Menschen gesammelt wurde, könnte nach Duchamps Definition bereits als eine Art „Ur-Kunst“ gelten.
Unbestritten als Kunstwerk anerkannt ist hingegen der „Löwenmensch“ – eine 40.000 Jahre alte Mammut-Elfenbeinschnitzerei aus Baden-Württemberg, die durch beeindruckendes handwerkliches Können und kreative Vorstellungskraft besticht. Doch Kunst beschränkt sich nicht allein auf menschliche Werke. Auch in der Tierwelt lassen sich Erscheinungen finden, die künstlerischen Ausdruck vermuten lassen – von komplexen Balzritualen bis hin zu kunstvoll gestalteten Nisthöhlen, wie uns Ralph Caspers im Video von Quarks Dimension in eingängiger, unterhaltsamer wie sympathischer Form näher bringt:
Die allgegenwärtigen Formen künstlerischen Ausdrucks in sämtlichen bekannten Gesellschaften weisen auf die zentrale Bedeutung der Kunst für den sozialen Zusammenhalt hin. Besonders gemeinschaftlich ausgeübte Künste wie Musik, Tanz oder Begräbnisrituale schaffen Verbindungen zwischen Menschen und stiften Identität.
Was könnte faszinierender sein als die Frage, warum wir Menschen seit Anbeginn unserer Existenz kreativ gestalten? Vielleicht liegt die Antwort im Wesen der Kunst selbst: Sie ist zugleich Ausdruck, Kommunikation und Reflexion unseres Menschseins.“
Joseph Beuys ist neben Duchamp ein weiterer bekannter Vertreter der schöpferischen Zunft, die den “Kunstbegriff erweitert” haben. Seine Idee von der Kunst als gesellschaftsformender Kraft hat die Kunst vom materiellen Werk gelöst. Mehr Wissen über seine Arbeit zu erwerben, ist deshalb ein guter Ansatz einer Annäherung an die Fragen: “Was ist Kunst?“ und “Wie lässt sich Kunst als Idee begreifen?”
Kunst als Idee
Diese Idee von der Kunst kann der interessierte Laie wahrscheinlich am besten mit der Hilfe von Menschen verfolgen, die sich bereits Gedanken über die möglichen Definitionen eines Begriffes der Kunst gemacht haben. Dazu gibt es eine Vielzahl von Angeboten. Das kann ein Stadtspaziergang unter dem Motto “Kunst als Idee” sein, aber auch der Erwerb eines klugen Buches, das sich mit eben diesen Fragen auseinandersetzt.
Es gibt auch Fachleute, die “Kunst erklären”, und sie versuchen in aller Regel nicht, frei nach einer Aktion von Beuys, “dem toten Hasen die Bilder zu erklären”, sondern den Menschen.
Man könnte auch einen Kurs an einer Fernakademie buchen oder erkunden, ob die Volkshochschule der Stadt oder das örtliche Museum einen Kurs anbietet, in dem das Thema “Kunst verstehen” im Mittelpunkt steht.
Von den Fachleuten führt der logische Weg zu den Künstlern, die bereit sind, ihre Kunst zu erklären oder sehr detailliert dazu Stellung zu beziehen, warum sie genau das nicht tun möchten. Denn auch diese Sichtweise ist nicht von der Hand zu weisen – ein Künstler wählt ganz gezielt eine bestimmte Ausdrucksform, um sich zu dem Thema zu äußern, das ihn beschäftigt. Häufig kann er sein Anliegen weniger gut in Worten beschreiben, sonst hätte er ja von vornherein Papier und Stift gewählt, und nicht Pinsel und Leinwand beispielsweise.
Aber es lohnt sich auf jeden Fall, all diese Fragen zu diskutieren: Noch viel zu wenig entdeckt ist die Welt der Künstlergespräche. In Deutschland finden laufend solche Veranstaltungen in Galerien oder Museen oder Künstlerwerkstätten statt.
Die ständige Beschäftigung mit verschiedenen Kunstwerken gehört natürlich dazu: Viel Kunst sehen hilft irgendwann auch, Kunst zu verstehen – wie unter den Gourmets die stillschweigende Überzeugung herrscht, dass der wirkliche Kenner nur ein Mensch sein könne, der bereits mindestens einen großen Weinkeller leergetrunken habe.
Viele Ausstellungs-Veranstalter sind bereits dazu übergegangen, die gezeigte Kunst durch interessierte und wissende Laien erklären zu lassen. Wenn Sie dieses Jahr die Documenta besuchen, werden Sie mit etwas Glück vom ehemaligen Bundesfinanzminister Hans Eichel kundig durch die Ausstellung geführt. Und können dabei auch gleich feststellen, wie charmant ein ernster Finanzmensch durch den häufigen Umgang mit Kunst werden kann.
Machen Sie es ihm nach, auf Kunstplaza haben Sie die Möglichkeit, nach klugen Werken über Kunst zu suchen oder ebensolche einzustellen. Sie können auch nach einer kundigen Ausstellungsbegleitung suchen oder sich selbst als ebendiese anbieten oder Kurse suchen/anbieten, die sich mit der Auseinandersetzung mit Kunst beschäftigen.