Kunst kann bekanntlich viele Formen annehmen und über verschiedene Sinne konsumiert werden. Es muss sich also nicht immer nur um optische Reize handeln, sondern Kunst hat beispielsweise auch eine akustische Form.
Die Musik ist hierfür ein hervorragendes Beispiel, denn ihre Geschichte ist untrennbar mit jener der Kunst verbunden. Seit die Menschheit sprechen kann, hat sie vermutlich auch mit dem Singen begonnen und die ältesten Instrumente sind zehntausende Jahre alt.
Kein Wunder, denn Musik und Kunst können gleichermaßen Emotionen hervorrufen und stellen für die Künstler eine Möglichkeit dar, um sich auszudrücken.
Viele große Komponisten haben sich daher durch die Kunst ihrer Zeit inspirieren lassen. Umgekehrt wird Kunst gerne musikalisch untermalt, um ihre Wirkung zu intensivieren. Es handelt sich also um eine perfekte Symbiose, die einen genaueren Blick wert ist.
Musik als eigene Kunstform
Musik ist längst nicht nur ein Begleiter und Werkzeug der Kunst. Stattdessen stellt sie selbst eine Kunstform dar; eine der ältesten und meistgeschätzten Kunstformen überhaupt, um genau zu sein. Musik transportiert starke Emotionen und spielt im Leben vieler Menschen eine wichtige Rolle. Sie ist ein Ausdruck von Gedanken und Gefühlen, was unabhängig davon gilt, ob sie mit Worten gestaltet oder nur eine Melodie ist.
So oder so ist Musik eine universelle Sprache mit starker Wirkung. Diese Wirkung ist sowohl emotionaler als auch körperlicher Natur, sprich Musik wirkt durch die Schallwellen direkt auf den Körper und kann somit auch von Personen mit eingeschränktem Hörvermögen wahrgenommen werden.
Daher gilt es mittlerweile eine eigene Therapieform, die sogenannte Musiktherapie, um das körperliche sowie geistige Wohlbefinden zu verbessern.
Diese unglaubliche Macht der Musik kennt wohl jeder aus eigener Erfahrung. Sobald ein gewisser Song gespielt wird, ruft er beispielsweise ganz bestimmte Erinnerungen wach. Oder gewisse Melodien wecken Emotionen von Freude über Motivation bis hin zu Trauer.
Aber es gibt noch ein weiteres Merkmal der Kunst, das auf die Musik zutrifft und ihr somit den Status als eigene Kunstform einbringt: Sie spiegelt die Kultur ihrer Umgebung sowie Zeit wider. Um das zu beweisen, muss der Blick gar nicht so weit zurück in die Vergangenheit führen.
Elvis Presley war beispielsweise eine Ikone der 1960er und 70er, dessen Hits den Zeitgeist trafen, zum Beispiel „Viva Las Vegas“ – einer der Klassiker, die bis heute gerne im Casino gespielt werden. Nur ein Jahrzehnt später dominierten Künstlerinnen wie Madonna die Musikwelt. An die Stelle der schwerelosen „Gute-Laune-Musik“ rückten also feministische und für damalige Zeiten skandalöse Ansichten, gepaart mit synthetischen Klängen. Diese sind nur zwei von vielen Beispielen, wie Musik den jeweiligen Zeitgeist porträtiert und sogar gesellschaftliche Veränderungen anstoßen kann.
Wie wird Musik in der Kunst eingesetzt?
Es ist eben diese Macht der Musik, die dazu geführt hat, dass sie auch gerne in der Kunst eingesetzt wird, um die Menschen auf einer emotionalen Ebene zu erreichen. Obwohl sie auf unterschiedlichen Ebenen wirken, nämlich optisch und akustisch, stellen sie also eine perfekte Ergänzung dar – oder gerade deswegen. Musik kann die Stimmung des Kunstwerks zusätzlich unterstreichen und dafür beispielsweise im Ausstellungsraum abgespielt werden.
Manchmal handelt es sich auch nur um einzelne Klänge, die eine bestimmte Wirkung auf den Körper sowie Geist haben. Stichwort: Musik- beziehungsweise Klangtherapie. Aber es gibt auch die Möglichkeit, Musik direkt in ein visuelles Kunstwerk zu integrieren. Einige Künstler nutzen die Musik zudem als Inspiration und schreiben jedem Element gewisse Farben, Formen und Strukturen zu.
Sie lassen sich bei der Erstellung ihrer – meistens abstrakten – Kunst regelrecht von der Musik leiten. Ein neuer Trend sind zudem interaktive Kunstwerke, wobei die Installationen durch Klangelemente ergänzt werden und durch die Besucher gesteuert oder manipuliert werden können.
Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten, um Musik und Kunst miteinander zu verbinden. Vor allem in der Neuzeit mangelt es nicht an Beispielen, wie die Sinne auf verschiedenen Ebenen angesprochen werden, beispielsweise in Form von Audio- oder Videomaterialien, die entweder als eigene Kunstform oder in Verbindung mit klassischer Kunst präsentiert werden.
Dadurch eröffnen sich für die Künstler ganz neue Möglichkeiten, um ihrer Arbeit mehr Ausdruckskraft zu verleihen und ihre Kunst noch lebendiger sowie ansprechender zu gestalten. Zudem darf eine weitere Kunstform nicht in Vergessenheit geraten, die häufig in Kombination mit Musik präsentiert wird: die Lyrik.
Auch sie wird gerne musikalisch untermalt oder direkt als Songtext entworfen. Viele Musikstücke vereinen daher von Natur aus mehrere Kunstformen und sind gerade deshalb auf einer emotionalen Ebene so wirkungsvoll.
Beispiele für visuelle Kunst in der Musik
Wie die Lyrik in der Musik zur Anwendung kommt, ist selbsterklärend. Spannender ist aber die Frage, wie weitere Kunstformen mit der Musik verbunden werden können. Auch aus dieser Perspektive gab es in der Vergangenheit bereits einige Symbiosen. Einerseits hat beinahe jedes Lied heutzutage ein zugehöriges Video. Viele davon haben einen hohen künstlerischen Anspruch; einige gleichen geradezu einem Kurzfilm, der selbst als Kunstwerk bezeichnet werden könnte.
Auch diese Musikvideos spiegeln den Zeitgeist wider, was nicht nur an der technologischen Weiterentwicklung zu erkennen ist, sondern auch an der inhaltlichen Veränderung. Während die ersten Musikvideos noch vor allem die Künstler porträtierten und einem Live-Auftritt glichen, handelt es sich heutzutage um komplexe Handlungsstränge mit künstlerischem Anspruch – Ausnahmen bestätigen die Regel.
Aber auch Kunstwerke wie Gemälde oder Fotografien finden in der Musik immer wieder Anwendung, beispielsweise als Albumcover. Berühmte Beispiele für entsprechende Kooperationen waren David Bowie und Brian Duffy im Jahr 1973, Paul McCartney und Bob Gruen im Jahr 1982 oder Pink Floyd und Gerald Scarfe im Jahr 1983.
Sie alle entwarfen gemeinsamen ein Albumcover, das die Musik des jeweiligen Albums optisch darstellen und somit direkt die richtige Emotion transportieren sollte. Heutzutage, da Musik vor allem digital stattfindet und somit das Cover weniger Aufmerksamkeit genießt, verlieren solche Kooperationen aber zunehmend an Bedeutung. Die Symbiose von Kunst und Musik bleibt dennoch bestehen, was in ihren zahlreichen Vorteilen begründet liegt.
Die Vorteile der Kombination von Kunst und Musik
Die verschiedenen Kunstformen erlauben es, mehrere Sinne gleichzeitig anzusprechen und dadurch ein noch intensiveres Erleben hervorzurufen. Weiterhin bieten sie Künstlern mehrere Ausdrucksmittel, was die Nachteile einzelner Kunstformen aushebeln kann und zu einer ganzheitlichen Herangehensweise an die Kunst führt.
Das wird bereits heute in zahlreichen Ausstellungen deutlich, wo die Besucher die Kunst eben nicht mehr nur optisch erleben, beispielsweise als Gemälde. Von Licht-, über Klang- bis hin zu Bewegtbildinstallationen ist sie hingegen vielfältiger geworden – und ein Ende dieser Diversifizierung ist nicht in Sicht.
Wenn Kunst also den modernen Zeitgeist widerspiegelt, ist die Verbindung verschiedener Kunstformen kaum noch verzichtbar und die Musik spielt dabei eine wichtige Rolle, um eine immersive Erfahrung zu kreieren. Die sogenannten „Audio-Visuals“ stellen nämlich einen wichtigen Trend dieser Zeit dar. Ob er langfristig bleiben wird oder nur eine für die Kunst typische Momentaufnahme ist, wird sich noch zeigen.
Multimediale Kunst kann nicht auf Musik verzichten
Es ist somit auch die Digitalisierung, die in der Kunst heutzutage eine wichtige Rolle spielt und ganz neue Möglichkeiten eröffnet, um klassische Kunst mit der Musik und mit weiteren Elementen zu verbinden. Die Multimedialität ist diesbezüglich ein wichtiges Stichwort, welche in der modernen Kunst ebenfalls immer häufiger zu finden ist.
Neben einer rein optischen Präsentation findet Kunst also zum Beispiel in Bewegung statt oder spricht verschiedene Sinne an. Bewegtbild und musikalische Elemente sind somit nur zwei von vielen weiteren Möglichkeiten, wie moderne Kunst aussehen kann. Auch interaktive Elemente oder Kunst zum Anfassen gehören hinzu, um noch mehr Sinne einzubinden und somit das Erleben weiter zu intensivieren.
Die Verbindung von verschiedenen Kunstformen ist also ein komplexes Unterfangen, bringt aber gleichzeitig ganz neue Varianten hervor, wie Kunst aussehen, sich anhören oder anfühlen kann. Für die Künstler bedeutet das mehr Möglichkeiten, um sich auszudrücken. Für die Besucher bringt die Multimedialität mehr Spannung in die Ausstellungen und sorgt dafür, dass sich wieder mehr Menschen für die Kunst im Allgemeinen sowie speziell für moderne Kunstformen interessieren.
Schlussendlich profitieren also alle von der Symbiose zwischen Kunst, Musik und weiteren künstlerischen Elementen. Auch deshalb handelt es sich um eine Verbindung, die vermutlich immer eine wichtige Rolle in der Kunst spielen wird.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.