Die Perückenmacherei hat sich im Laufe der Zeit von einem reinen Handwerk zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt. Während Perücken früher hauptsächlich als medizinische Hilfsmittel oder Theaterrequisiten dienten, sind sie heute zu begehrten Designobjekten geworden, die an der Schnittstelle von Mode, Kunst und persönlichem Ausdruck stehen.
Kurzer geschichtlicher Exkurs zur Perücke: vom Statussymbol zum Mode-Accessoire
Perücken waren seit den ersten Erwähnungen in der Geschichte auch mehr als nur Haarersatz – sie waren ein Zeichen von Status, Macht und Mode. Wir machen einen kleinen Ausflug durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte und beleuchten dabei in unterschiedlichen Epochen die Bedeutung von Haarersatz und Kunsthaar.
Antike: Ägypten und Rom
Im Alten Ägypten dienten Perücken (gefertigt aus Pflanzenfasern oder Echthaar) sowohl dem Schutz vor der Sonne als auch als Hygienemaßnahme (Schutz vor Läusen), da man sich oft den Kopf kahl rasierte. Sie waren außerdem ein bedeutsames Statussymbol für Pharaonen und Wohlhabende. In Rom wurden sie von Frauen genutzt, um die Mode des Imperiums zu spiegeln.
Barock und der Hof von Ludwig XIV.
Die Perücke (franz. perruque), oft massiv, gelockt und weiß gepudert, erlebte ihren Höhepunkt in Europa, insbesondere am französischen Hof unter König Ludwig XIV. (der selbst früh Haarausfall hatte). Sie war ein absolutes Macht- und Statussymbol für Adelige und vermögende Bürger. Der Beruf des Perückenmachers (Perruquier) florierte.
Ab dem 18. Jahrhundert bis heute – Justiz und Zeremonie
Obwohl die Perücke in der allgemeinen Mode nach der Französischen Revolution (Ende 18. Jhd.) schnell aus der Öffentlichkeit verschwand, blieb sie in manchen Bereichen erhalten. In Ländern wie dem Vereinigten Königreich sind die weißen, zeremoniellen Perücken bis heute Teil der Amtstracht von Richtern und Anwälten.
20. Jahrhundert und Popkultur
Die Perücke wurde im 20. Jahrhundert durch neue Materialien (synthetische Fasern) erschwinglicher und trat verstärkt als Mode- und Verwandlungs-Accessoire in Erscheinung.

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Stars wie Cher, Diana Ross und später Lady Gaga oder Beyoncé nutzten Perücken, um ihren Look ständig zu verändern. Sie halfen damit, das Image der Perücke in der Öffentlichkeit zu modernisieren und zu entstigmatisieren.
Moderne Perückenmacher vereinen traditionelle Fertigungstechniken mit zeitgenössischem Design und erschaffen dabei Werke, die weit über ihre funktionale Bestimmung hinausgehen. Sie arbeiten mit der gleichen Hingabe und Präzision wie Bildhauer oder Goldschmiede, nur dass ihr Medium das menschliche Haar ist.
Diese kreative Evolution spiegelt sich auch in der wachsenden Anerkennung der Perückenmacherei als eigenständige Kunstrichtung wider. Ausstellungen in Designmuseen und Galerien zeigen zunehmend die ästhetische und handwerkliche Dimension dieser besonderen Kunstform. Damit rückt ein oft übersehenes Gewerk in das Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit.
Die Materialauswahl als künstlerische Entscheidung
Die Wahl der Materialien stellt den ersten künstlerischen Akt in der Perückenmacherei dar. Echthaar, insbesondere europäisches Haar, gilt als das edelste Material, vergleichbar mit den feinsten Pigmenten in der Malerei oder dem reinsten Marmor in der Bildhauerei. Jede Haarsträhne wird nach Struktur, Glanz und Farbtiefe ausgewählt.
Perückenmacher müssen dabei ein tiefes Verständnis für die natürlichen Eigenschaften verschiedener Haartypen entwickeln. Sie studieren Fallrichtungen, Lichtreflexion und Bewegungsdynamik, um ein Ergebnis zu erzielen, das nicht nur natürlich aussieht, sondern auch eine eigene ästhetische Qualität besitzt.
Die Farbgestaltung erfordert dabei besonderes Fingerspitzengefühl. Ähnlich wie Maler ihre Farben mischen, kombinieren Perückenmacher verschiedene Haartöne, um natürliche Schattierungen und Highlights zu erzeugen. Diese subtilen Nuancen verleihen jeder Perücke ihre individuelle Charakteristik und machen sie zu einem einzigartigen Kunstwerk.
Handwerkstechniken zwischen Tradition und Innovation

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Die eigentliche Fertigung einer hochwertigen Perücke vereint traditionsreiche Techniken mit modernen Innovationen. Das Knüpfen einzelner Haare in feinste Tüllgewebe erfordert eine Fingerfertigkeit, die viel Übung braucht. Jeder Knoten muss präzise gesetzt werden, um später ein natürliches Haarbild zu erzeugen.
Dabei arbeiten Perückenmacher mit verschiedenen Knüpftechniken, die je nach gewünschtem Effekt variieren. Die Ventilationstechnik etwa ermöglicht besonders natürliche Haaransätze, während andere Methoden mehr Volumen oder spezielle Bewegungsmuster erzeugen. Diese handwerkliche Vielfalt macht jede Perücke zu einem individuellen Meisterwerk.
Moderne Technologien ergänzen dabei die traditionellen Fertigkeiten. Computergestützte Designverfahren helfen bei der makellosen Passform, während neue Materialien für die Montur mehr Komfort und Haltbarkeit bieten. Diese Symbiose aus Alt und Neu charakterisiert die zeitgenössische Perückenmacherei als lebendiges Kunsthandwerk.
Die Suche nach meisterhafter Qualität

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Für Kunstliebhaber und Kenner stellt sich die Frage, wo sie solche handwerklichen Meisterwerke finden können. Spezialisierte Ateliers, die sich auf hochwertige Anfertigung konzentrieren, sind rar gesät. Sie arbeiten oft im Verborgenen, fernab der Massenproduktion, und widmen sich ganz der individuellen Kreation.
Bei der Suche nach exzellenter Handwerkskunst lohnt es sich, auf etablierte Adressen zu setzen. Wer etwa qualitative Perücken in München sucht, findet in spezialisierten Ateliers nicht nur handwerkliche Expertise, sondern auch künstlerische Beratung. Diese Werkstätten verstehen sich als kreative Partner, die gemeinsam mit ihren Kunden einzigartige Lösungen entwickeln.
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Die Investition in solche Qualität rechtfertigt sich durch die Langlebigkeit und die ästhetische Überlegenheit handgefertigter Perücken. Sie sind nicht nur Gebrauchsgegenstände, sondern Ausdruck individueller Persönlichkeit und Zeugnis meisterlicher Handwerkskunst. Transparente Werkprozesse schaffen Vertrauen.
4 international bedeutende Vertreter ihrer Zunft
Das Betätigungsfeld ist eng mit dem Maskenbildner- und Friseurhandwerk verbunden und wurde in der medialen Welt oft durch Marken oder kreative Köpfe aus dem Mode- und Filmgeschäft geprägt. Hier sind vier international bedeutende Akteurinnen und Akteure, die mit ihrer Arbeit für Aufsehen und Innovationen gesorgt haben:
Ellen Wille (Deutschland)
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Was sie besonders macht: Als Gründerin von ellen wille – The Hair-Company ist sie Europas führende Herstellerin von Perücken, Haarteilen und Toupets. Ihre Arbeit zeichnet sich durch höchsten Qualitätsanspruch, Liebe zum Detail und eine starke Orientierung an aktuellen Modetrends und zeitlosem Stil aus.
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Individueller Einfluss/Innovation: Ellen Wille gilt als Innovationsführerin, insbesondere bei der Einführung neuer Materialien. Ein wichtiger Beitrag ist die Prime Power Collection, welche Modelle aus dem innovativen Prime-Hair-Mix (Echthaar und hitzebeständigem Kunsthaar) präsentiert, der besonders vorteilhafte Trageeigenschaften vereint. Sie machte luxuriösen und natürlichen Haarersatz für eine breite Zielgruppe zugänglich.
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Shay Ashual (Israel/USA)
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Was er besonders macht: Er ist ein weltberühmter Hairstylist und Perückenmacher, der häufig mit hochkarätigen Prominenten wie Gigi Hadid und Kylie Jenner sowie für große Modenschauen und Editorials arbeitet. Seine Perücken sind oft so natürlich und stilvoll, dass sie mediale Spekulationen darüber auslösen, ob es sich um einen neuen Haarschnitt oder „nur“ um einen Haarersatz handelt.
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Individueller Einfluss/Innovation: Ashual repräsentiert die Verschmelzung von Perückenmacherei und High Fashion/Popkultur. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, die Perücke als reines Mode-Statement und schnelles Transformationsmittel zu etablieren. Seine Spezialität sind oft täuschend echte, individuell angefertigte Stücke, die die Grenzen zwischen Naturhaar und Haarersatz verwischen.
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Raquel Welch (USA)
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Was sie besonders macht: Als ikonische Schauspielerin und Modefigur der 60er und 70er Jahre gründete sie eine der bekanntesten Perückenlinien. Ihre Marke ist nicht nur für ihre Eleganz und ihr stilvolles Design bekannt, sondern auch für ihren Beitrag zur Enttabuisierung von Perücken als modisches Accessoire.
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Individueller Einfluss/Innovation: Ihre Linie ist bekannt für ihren Fokus auf Tragekomfort und natürlichen Look durch hochwertige Materialien und innovative Verarbeitungstechniken (z.B. verbesserte Monturen). Raquel Welch nutzte ihre Prominenz, um Perücken zu einem Ausdruck von Selbstbewusstsein und Stil zu machen, was dem Image der Branche weltweit half.

Justin Hoch, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Jon Renau (USA)
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Was er besonders macht: Jon Renau ist eine international anerkannte Marke, die für ihr breites Sortiment an Echthaar- und Kunsthaarperücken bekannt ist. Sie legen besonderen Wert auf einen sicheren und bequemen Sitz ihrer Produkte.
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Individueller Einfluss/Innovation: Die Marke ist bekannt für ihre innovativen Technologien in der Perückenkonstruktion, wie zum Beispiel die „SmartLace“-Technologie, ein besonders unauffälliger Filmansatz, der einen natürlichen Haaransatz simuliert. Sie haben einen erheblichen Einfluss auf die Verbesserung der Passform und der Atmungsaktivität von Perücken, was sie besonders für den medizinischen Gebrauch beliebt macht.
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Perücken als Ausdruck zeitgenössischer Designkultur
Die moderne Perückenmacherei hat ihren Platz in der zeitgenössischen Designkultur gefunden. Designer und Künstler entdecken zunehmend das kreative Potenzial dieses Mediums und schaffen Werke, die sowohl tragbar als auch ausstellungswürdig sind. Diese Entwicklung unterstreicht den Wandel vom rein Funktionalen zum Künstlerischen.
Auf internationalen Designmessen und in Galerien werden Perücken heute als eigenständige Kunstobjekte präsentiert. Sie erzählen Geschichten, transportieren Emotionen und hinterfragen gesellschaftliche Schönheitsideale. Diese künstlerische Dimension macht sie zu einem fesselnden Sammlerobjekt für Kunstliebhaber.
Die Anerkennung der Perückenmacherei als Kunstform öffnet neue Perspektiven für dieses traditionsreiche Handwerk. Sie zeigt, dass wahre Meisterschaft keine Grenzen zwischen angewandter und freier Kunst kennt. In einer Zeit, in der Individualität und persönlicher Ausdruck immer wichtiger werden, gewinnt diese Kunstform weiter an Bedeutung.
Aktuelle Trends in der Perückenmacherei
Der Markt für Perücken wird heute von zwei Haupttrends dominiert: Natürlichkeit (oft für medizinischen oder täglichen Gebrauch) und High-Fashion-Transformation.
- Front-Lace-Technologie: Dies ist der Goldstandard für einen natürlichen Look. Das Haar ist einzeln an einem dünnen, transparenten Netz (Lace) an der Vorderkante der Perücke befestigt. Dies lässt es so aussehen, als würden die Haare direkt aus der Kopfhaut wachsen.
- Volumen und Textur: Es besteht eine hohe Nachfrage nach Perücken, die spezifische, oft schwer zu erreichende Texturen perfekt imitieren – von natürlich gelocktem (Curly/Coily) bis hin zu perfekt glattem Haar (Sleek).
- Custom-Made (Maßanfertigung): Immer mehr Menschen, die dauerhaften Haarersatz benötigen (z.B. bei Alopezie), investieren in hoch individualisierte Perücken, die auf ihre Kopfgröße, Haarfarbe und Dichte präzise abgestimmt sind.
- Vibrante Farben: Besonders im Popkultur- und Social-Media-Bereich sind Perücken in kräftigen, unnatürlichen Farben (Neon, Pastell) beliebt, da sie es erlauben, Looks zu wechseln, ohne das eigene Haar zu schädigen.

Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.










