Das Museum Fernandez Blanco im Stadtteil Retiro der Stadt Buenos Aires beherbergt die hispanoamerikanische Kunstsammlung, zeichnet sich aber auch durch seine Verbindung zur Musik aus. In seinen Sälen ruhen legendäre Geigen italienischer Geigenbauer.
Die prachtvollste davon ist eine Guarnerius, die in makellosem Zustand erhalten ist. Vielleicht ist das der Grund, weswegen es ein eigenes Barockmusikensemble namens „Capilla del Sol” (Sonnenkapelle) hat, das sich der Verbreitung südamerikanischer Kolonialmusik widmet.
Musik als Brücke – Erste Ausgabe des Barockmusikfestivals der Stadt Buenos Aires
Es überrascht daher nicht, dass der Noel-Palast, Sitz des Museums, zum Veranstaltungsort des ersten Barockmusikfestivals der Stadt Buenos Aires gewählt wurde. Am Samstag, den 9. August, fand um 16 Uhr das erste Konzert statt und am Sonntag, den 17. August, wird zur gleichen Uhrzeit das letzte stattfinden. Das Programm umfasst nur fünf Konzerte, ist aber sehr abwechslungsreich und vereint das Beste der Barockmusik dieser Region der Welt, da neben argentinischen auch chilenische und uruguayische Interpreten auftreten werden. Die Eintrittskarten sind mit 3 Euro preiswert und können vor Konzertbeginn am Eingang des Museums erworben werden.
Es war eine ausgezeichnete Entscheidung, das Festival mit dem Ensemble Fulmini zu eröffnen. Dieses 2012 gegründete Ensemble, das sich aus Lehrern der Stadt Rosario zusammensetzt, die auf das Barockrepertoire spezialisiert sind, spielt auf Nachbildungen historischer Instrumente. Bei dieser Gelegenheit präsentierten sie das Programm „Música poética” (poetische Musik), dessen Ziel es ist, den Zuhörer vom Winter in den Frühling zu entführen.
Das Konzert begann mit der Ouvertüre zur Semi-Oper King Arthur von Henry Purcell. Anschließend wurde Vivaldis „Winter” gespielt, dem eine Lesung des Sonetts vorausging, das den Komponisten inspiriert hatte. Antonio Vivaldi war einer der ersten, der beschreibende Musik komponierte. Mit seinen Kompositionen wollte er Naturgeräusche nachahmen und Stimmungen hervorrufen. Die Musik des Ensembles Fulmini zeichnete ein Bild vom Winter, voller Zittern, Zähneklappern und schnellen Spaziergängen durch den Schnee.
Purcells Werk „King Arthur” beschreibt den Kampf zwischen den Briten und den Sachsen. An einer Stelle werden die heidnischen Geister des Waldes aufgerufen, darunter auch der Geist der Kälte. Dies war das zweite Stück, das vom Ensemble Fulmini meisterhaft interpretiert wurde. Die Barockoboe ersetzte den Sänger im Lied der Kälte aus dem dritten Akt, einem wunderschönen Abschnitt, mit dem die Suite über die Oper „King Arthur” eröffnet wurde. Anschließend wurden verschiedene Stücke aus der Oper gespielt, darunter die sehr gelungenen „How blest are shepherds” und „Your hay it is mow’d”.
Dann kam der Höhepunkt des Konzerts mit einer sehr virtuosen Interpretation von Vivaldis „Frühling“. Das Stück war ein wahrer Genuss, die Triller des anfänglichen Allegros waren sehr gelungen, das Largo lebhaft und das abschließende Allegro pastorale großartig. Das gesamte Ensemble glänzte und das Publikum feierte es mit lang anhaltendem Applaus. Gustavo Di Giannantonio, der Soloviolinist, lieferte eine präzise und ausdrucksvolle Interpretation.
Giannantonio, der Soloviolinist, lieferte eine präzise und ausdrucksvolle Interpretation.
Foto von M. Laura Ragucci
Das Konzert endete mit einem Stück von Telerman unter dem Titel „La Burlesque”. Telerman gibt eine sorgfältige musikalische Beschreibung der zentralen Figuren der Commedia dell’Arte. Der Oboespieler Agustín Tamagno übernahm die Erläuterungen und stellte jede Figur vor, bevor die Musiker die Melodien spielten. Die Harlequinade war wunderschön und Pierrot beeindruckend. Das finale Menuett, ein aufgrund seiner Besonderheiten komplexes Stück, war brillant. Aufgrund des anhaltenden Applauses gab es eine Zugabe, ein lustiges Stück aus der Semi-Oper King Arthur von Purcell.
Ein bezaubernder erster Tag mit einem klassischen Barockrepertoire, das die verschiedenen Strömungen des europäischen Barock durchlief. Das Ensemble Fulmini hat die Messlatte für die Gruppen, die die folgenden Konzerte bestreiten werden, sehr hoch gelegt. Wir hoffen, dass dieses Festival Teil der langen Tradition der klassischen Musikfestivals der Stadt wird.
Den Veranstaltungsbericht im Original in spanischer Sprache finden Sie übrigens hier: Cuando la música imita la realidad.
Wichtige Information:
Palacio Noel – Suipacha 1422 – Retiro – Buenos Aires – Argentinien
Ensemble Fulmini * Mitglieder
Gustavo Di Giannantonio (Violine), Nicolás Toneatto (Violine), Rodolfo Marchesini (Violine), Paula Weihmuller (Bratsche), María Jesús Olondriz (Cello), Guillermo Properzi (Kontrabass), Juan Carlos Saez (Klave), Agustín Tamagno (Oboe) y Azul Chiavia (Fagot).
Nächste Konzerte
15.08 – 19.00 hs – La rama frondosa – Syntagma Musicum
16.08 – 16.00 hs – Por las huellas misioneras de América Latina – Capilla del Sol
17.08 – 16.00 hs – Selección de obras del barroco europeo – Música Dialéctica
Laura Ragucci ist eine vielseitige Persönlichkeit, die als Kunstkritikerin, Lehrerin, Künstlerin und Fotografin tätig ist. Ihre Leidenschaft für Kunst und Kultur wird durch ihre umfangreichen Reiseerfahrungen bereichert, die ihr erlaubt haben, verschiedene kulturelle Einflüsse in ihre Arbeit zu integrieren.
Nach Jahren des Sprachenstudiums und einer Beschäftigung mit Informatik hat sie sich dem kreativen Ausdruck durch Fotografie und Schreiben zugewandt. Seit 2020 widmet sie sich vorwiegend der Kunstkritik, gestützt auf ihr Studium an der Nationalen Universität für Kunst (UNA).
Ihre Kunstrezensionen verfasst sie aus reiner Freude am künstlerischen Diskurs. Laura verkörpert den Geist einer unermüdlichen Entdeckerin, deren Neugier sie auf vielfältige Wege geführt hat.