Mit der Ausstellung „Echopraxia“, die der Kunstverein Kiss e.V. vom 22. August bis zum 23. November 2025 im Schloss Untergröningen zeigt, werden gleich zwei Premieren gefeiert:
Zum einen arbeiten seit über einem Jahr junge KünstlerInnen an einem experimentellen und einmaligen Kunstprojekt, das erstmalig präsentiert wird. In Verbindung dazu werden spektakuläre Positionen der klassischen Moderne gezeigt: Unter anderem Werke von Pablo Picasso, Ida Kerkovius, Wassily Kandinsky oder Francisco de Goya.
Sechzig KünstlerInnen hat der Kurator Jan-Hendrik Pelz ausgewählt und eingeladen, um die Räume des Schloss Untergröningen in eine „Echokammer der Kunst“ zu verwandeln. Pelz, der neben seiner kuratorischen Tätigkeit selbst als Künstler arbeitet, beschreibt die Thematik der Kunstschau als „Blick auf einen Motor des Kunstschaffens.“
Aufgezeigt werden soll die künstlerische Inspiration, die für Kunstschaffende von Werken der anderen ausgeht, seien es Arbeiten der Zeitgenossen oder die der Künstler längst vergangener Zeiten. Laut Pelz zieht sich die Bezugnahme, Inspiration und Verarbeitung künstlerischen Schaffens wie ein roter Faden durch die Kunstgeschichte und schafft „den Kitt, der diese zusammenhält“.
Bild-Zitate sind eine bekannte Methode, mit der seit Jahrhunderten künstlerisch gearbeitet wird. So nennt der Kurator als Beispiel das Werk „Die Erschießung der Aufständischen“ des Spaniers Francisco de Goya, das dieser 1814 als kriegskritischen Kommentar gemalt hatte. Pablo Picasso griff dieses Motiv in seinem Werk „Massaker in Korea“ 1951 wieder auf, indem er das Motiv und die Bildkomposition übernahm und in seinen eigenen Stil übertrug. Seitdem wurde das Bildmotiv
unzählige Male von verschiedenen Künstlern übernommen, weiter interpretiert und zitiert. So auch von der Stuttgarter Malerin Friederike Just, deren Gemälde „Halt“ von 2024 in der Ausstellung zu sehen sein wird.
Es soll jedoch nicht ausschließlich um Bildzitate gehen, sondern um weitaus mehr. So erklärt Pelz:
Mit der Schau möchte ich nicht nur aufzeigen, wie sich bestimmte Motive und Themen bis heute durch die Kunstgeschichte bewegen, sondern vielmehr eine Bühne für ein großes, künstlerisches Experiment eröffnen.“
Zwölf Kunstschaffende, die Pelz zwinkernd „Echoloten“ nennt, haben sich vor über einem Jahr zusammengetan und sich in einem fortlaufenden Arbeitsprozess
untereinander inspiriert und motiviert. Es entstand eine Vielzahl von Arbeiten, die sich gegenseitig aufeinander beziehen: Sei es in Bezug auf die Farbigkeit und Formensprache, oder auch auf die Komposition und Thematik. So entsteht ein „Netzwerk oder Geflecht von Kunstwerken“, wie Pelz es nennt, „durch die sich ein spielerischer Ansatz von Wiedererkennbarkeit zieht. Das ist sehr spannend!“
Ein weiterer Teil des Gesamtkonzepts sind die Werke von Künstlern, die das Schaffen der heutigen Generation immer noch prägen.
Dies sind Positionen, deren Kunstwerke fest im Kanon des allgemeinen Bildgedächtnisses verankert sind.“
erzählt der Kurator und bekommt dabei leuchtende Augen.
Dabei sind wunderbare Papierarbeiten von Pablo Picasso, Wassily Kandinsky oder Alexej von Jawlensky. Eine großartige Kohlezeichnung von Otto Dix und spannende Werke von Ida Kerkovius, Willi Baumeister oder Francisco de Goya. So etwas einmal in Händen zu halten, ist schon etwas ganz Besonderes.“
Die Kunstwerke stammen als Leihgaben aus den Sammlungen verschiedener Kunstmuseen und öffentlichen sowie privaten Sammlungen. Und damit ein absoluter Glücksfall für den Kunstverein Kiss e.V: „So etwas hat es hier noch nie gegeben!“.
Aber auch die zeitgenössische Kunst kommt nicht zu kurz: Neben dem experimentellen Ansatz der Vernetzung von KünstlerInnen aus der Region werden auch Werke zeitgenössischer Größen wie Georg Baselitz, Jenny Holzer, Cindy Sherman, Christian Jankowski oder Daniel Richter gezeigt.
„So eine Ausstellung zu kuratieren, war schon immer mein Traum!“, erzählt Pelz, der selbst als Konzeptkünstler und Maler kein unbeschriebenes Blatt im Kunstbetrieb ist. Bis 2015 hat er an der Staatlichen Kunstakademie in Stuttgart studiert und als Meisterschüler von Prof. Christian Jankowski und der Kunsthistorikerin und Kuratorin Dr. Anne Vieth zahlreiche Stipendien und Kunstpreise gewonnen. 2022 zeigte er sein Projekt „An Inner Place“ im ruruHaus der Documenta in Kassel.
ECHOPRAXIA nähert sich thematisch einer essenziellen Praxis des künstlerischen Schaffens und zeigt dabei Verbindungen auf, die sonst oft verborgen bleiben. Mit herausragenden Exponaten sowie fesselnden jungen Positionen sind sie ein Muss für alle Kunstfans und sind spektakulär sowie unbedingt sehenswert!
Teilnehmende KünstlerInnen
Min Bark, Georg Baselitz, Willi Baumeister, Nina Joanna Bergold, Roland Boden, Mike Bouchet, Ulla von Brandenburg, Holger Bunk, Leandro Cultraro, Márton Dés, Otto Dix, Simone Eisele, Andrea Eitel, Marco Faisst, Kai Fischer, Wolfgang Ganter, Letzte Generation, Maria Gideon, Francisco de Goya, Johannes Grützke, Anette C. Halm, Pablo Helguera, Gabriel Hensche, Birgit Herzberg-Jochum, Adolf Hölzel, Jenny Holzer, Sarah Huber, Fabian Hübner, Karl Hans Janke, Christian Jankowski, Alexey von Jawlensky, Cinyi Joh, Friederike Just, Wassily Kandinsky, Cassy Dee Katzenwut, Ida Kerkovius, Byung Chul Kim, Mimi Kohler, Carlo Krone, Markus Lüpertz, Anja Luithle, Jörg Mandernach, Johanna Mangold, Teresa Margolles, Marcus Neufanger, Wolfgang Neumann, Florence Obrecht, Blerta Osmani, Jan-Hendrik / Paula Pelz, Pablo Picasso, Daniel Richter, Pipilotti Rist, Marco Schmitt, Margrit Schulz, Cindy Sherman, Tejzt, Fabian Treiber, Nigatu Tsehay, Tzusoo, Tesfaye Urgessa, Valo Valentino, Wolf Vostell
Kunst im Schloss Untergröningen e.V.
Schloss
73434 Abtsgmünd – Untergröningen
Herr Werner Schulz (Erster Vorsitzender)
www.kiss-untergroeningen.de
Jan-Hendrik Pelz (Kurator)
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.