Der Künstler Günther Förg: Kurze Positionierung
Die Stellung eines Künstlers in der Kunstwelt ist Diskussionsgegenstand der Kunstwissenschaft. Sicher ein Gegenstand längerer Beschäftigung, wenn der Wert eines bestimmten Künstlers für die Kunstwelt und die Werthaltigkeit seiner Arbeit genauer positioniert werden sollen.
Die Frage ist, ob das notwendig ist oder ob die genauere Einordnung eines Künstlers letztendlich dem subjektiven Empfinden des Betrachters vorbehalten bleiben sollte.
Der „Blick auf“ stellt Künstler in kurzer Betrachtung vor, mehr Skizze als wissenschaftliche Abhandlung, mehr Appetitanregung zur weiteren Beschäftigung mit einem Künstler als Bewertung seiner künstlerischen Arbeit. In einem solchen groben Überblick ist nicht mehr als die kurze Einordnung eines Künstlers möglich, eine solche kurze Einordnung aber auch sicher sinnvoll.
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Heute ermöglichen im Internet gesammelte Informationen, die Stellung eines Künstlers in der Kunstwelt kurz zu skizzieren, z. B. Informationen von einer Internetplattform, die die Künstler unserer Welt nach Ausstellungserfolgen erfasst, unter Verarbeitung ungeheurer Mengen von Daten und möglichst allen Ausstellungen, in denen der betreffende Künstler jemals in der Außenwelt auftrat.
Auf dieser „Weltrangliste der Kunst“ steht Günther Förg aktuell (November 2015) an Platz 106.
Die Nummer 106 in der Welt – auch wenn die Listung nach Ausstellungserfolgen eine von einem Computer ständig neu berechnete Momentaufnahme ist, handelt es sich offensichtlich um einen sehr bedeutenden Künstler der Moderne.
Seit letztem Jahr ist Günther Förg in der Rangfolge um 10 Plätze nach oben geklettert, insgesamt hat er so bedeutende Künstler wie z. B. John Cage, Salvador Dalí, Cy Twombly, Pierre Huyghe, Jonathan Meese, Pipilotti Rist, Markus Lüpertz, Max Beckmann, Bernd und Hilla Becher und Yves Klein hinter sich gelassen.
Günther Förg hat sich als Maler, Bildhauer und Fotograf („künstlerischer Architekturfotograf“) einen Namen gemacht.
Die Schwerpunkte des Kunstschaffens von Günther Förg
Günther Förg begann mit Grau, im Studium an der Münchner Kunstakademie (und auch später) malte er ausschließlich dunkle Tafelbilder in monochromen Grautönen, die auf Inspiration durch das Werk Cy Twomblys zurückgehen sollen (den er im Augenblick auf der Weltrangliste der Kunst um ein Dutzend Plätze überholt hat).
Günther Förgs Werk wird sich weiterentwickeln, in immer wieder überraschenden Wendungen. Förg probiert die unterschiedlichsten Materialien und Medien aus, Leinwand und Papier, Holz und Stein, Aluminium, Blei und mehr. Bis zum Abschluss des Studiums und in der Zeit danach entstanden hauptsächlich Gemälde, Papierarbeiten und Fotoarbeiten, ab Ende der 1970er Jahre auch Bronzeskulpturen und installative Wandmalereien.
In den Gemälden wird der rasche und lakonische Farbauftrag zu seinem Markenzeichen, Streifen, Kreuze und Gitter beherrschende Bildelemente. Das Motiv des Fensters wird typisch für seine Arbeiten, jedes dieser „Fensterbilder“ symbolisierte für Günther Förg ein Fenster zur Welt.
Günther Förg war begeistert von der Architektur der Moderne des 20. Jahrhunderts. Die Beschäftigung mit deren Bauwerken – vom IG-Farben-Haus in Frankfurt am Main bis hin zur Bauhausarchitektur in Israel und den Bauten der Moderne in Moskau – und mit den Entwürfen der italienischen Architektur des Rationalismus prägte sein gesamtes Schaffen und gab seinen fotografischen Arbeiten das Thema.
Die großformatigen Fenster- und Gitterbilder auf Papier oder Leinwand charakterisieren seit den 1990ern sein Werk, durchaus in Einklang mit der Faszination durch die moderne Architektur: Schnelle, aber präzise gesetzte Pinselstriche, klare Flächen, gebrochene Farben, in denen Flimmereffekte und Lichtstimmungen auftauchen – die geometrische Struktur der Architektur findet sich wieder und wirkt im Gemälde wie belebt.
Die Kunst von Günther Förg: Beispiele
- Frühe Detailaufnahmen von moderner Architektur: „Villa Wittgenstein“, 1987
- Ein frühes Beispiel der „Fensterbilder“ Günther Förgs ist das Kunstwerk „Ohne Titel“ von 1991, Acryl auf Holz, 210 x 180 cm
- Günther Förgs „Tor und Stele“ von 1994 nähert sich der Architektur sehr aktiv an
- Eine späte Reminiszenz an die Grau-Phase, die zugleich die detailverliebte Spielfreude der „Fensterbilder“ zeigt: „Untitled“, 1996, Gouache auf Papier, 83 x 112,7 cm
- Ein weiterer Ausflug in die Architektur, aber im Kleinformat: „Installation View“ von 2001
- Eines der „Fenster zur Welt“ von Günther Förg zeigt folgendes Werk: „Untitled“, 2004
Günther Förgs Werk in der Öffentlichkeit: Ausstellungen, Kunst im öffentlichen Raum und in öffentlichen Sammlungen
Günther Förgs Ausstellungshistorie ist wahrlich beachtlich:
Die Präsenz seiner Werke auf Ausstellungen begann im Jahr 1980, seine erste Einzelausstellung, in der Münchner Galerie Rüdiger Schöttle. Sie dauert bis heute an, mit einem deutlichen Anstieg von Förgs Kunst in Gruppenausstellungen, bis kurz vor der Jahrtausendwende waren es höchstens ein Dutzend im Jahr, ab 1999 schon zwei Dutzend.
2006 war das dritte Dutzend erreicht, das blieb lange so und ging ausgerechnet im Todesjahr des Künstler auf „nur“ rund 30 Gruppenausstellungen zurück.
Zwischen 1982 und heute (2015) gibt es zwei Jahre, in denen Günther Förg Werke nicht irgendwo auf der Welt in einer Einzelausstellung zu sehen waren. Das waren die Jahre 1989 und 1994, da war er allerdings in 11 bzw. 7 seiner insgesamt über 600 Gruppenausstellungen zu sehen.
Einzelausstellungen waren es „nur“ um 200, darunter 1992 die documenta IX und Präsentationen in wohl fast allen wichtigen Kunstzentren der Welt. Die meisten Ausstellungen Günther Förgs fanden in Deutschland statt (um 350), gefolgt von etwa 60 Ausstellungen in den USA und in Österreich und rund 50 Ausstellungen in der Schweiz und in Spanien.
62 Galerien vertreten Günther Förg bzw. machen jetzt die Erben glücklich, Kunstwerke von Günther Förg bringen heute mindestens hohe fünfstellige Preise.
Günther Förgs Werk ist in privaten und in öffentlichen Sammlungen und im öffentlichen Raum zu sehen:
Die Sammlung Deutsche Bank hat über 900 Werke von Förg gesammelt, zahlreiche Papierarbeiten und künstlerische Fotografien moderner Architektur wie der Villa Wittgenstein und der Cité radieuse in Marseille (eine von Le Corbusiers „Wohnmaschinen“).
Öffentliche Sammlungen in 15 Staaten besitzen und zeigen Kunstwerke Günther Förgs:
- Argentinien (Museo de Arte Contemporáneo de Buenos Aires MACBA)
- Belgien (Museum für Zeitgenössische Kunst Eupen, Stedelijk Museum voor Actuele Kunst Ghent)
- Dänemark (ARKEN Museum for Moderne Kunst Ishoj)
- Deutschland (Architektur Galerie Berlin, Daimler Contemporary, Hamburger Bahnhof, Sammlung Haubrok, Sammlung Hoffmann, alle in Berlin, Kunstmuseum Bonn, Kunstsammlungen Chemnitz, Museum Küppersmühle für Moderne Kunst Duisburg, Kunstpalais Erlangen, Museum für Moderne Kunst, Städel Museum, beide Frankfurt/Main, Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Städtische Galerie im Lenbachhaus & Kunstbau München, Kunstraum Grässlin St. Georgen und weitere)
- Frankreich (FRAC Picardie Amiens, FRAC Provence-Alpes-Côte d’Azur Marseille, Musée d´art contemporain de Nîmes, u. a.)
- Kanada (National Gallery of Canada, Musée des beaux-arts du Canada Ottawa)
- Italien (Collezione Maramotti Reggio Emilia, Castello di Rivoli Museo d’Arte Contemporanea Turin)
- Luxemburg (Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean Luxembourg)
- Niederlande (Stedelijk Museum Amsterdam)
- Österreich (Neue Galerie Graz, Essl Museum Klosterneuburg)
- Schweiz (Kunstmuseum Basel + Museum für Gegenwartskunst Basel, Kunstmuseum St.Gallen, Fotomuseum Winterthur)
- Spanien (Museu d´Art Contemporani de Barcelona, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía Madrid, Centro Galego de Arte Contemporánea Santiago de Compostela u. a.)
- Türkei (Elgiz Museum of Contemporary Art Istanbul)
- USA (MOCA Grand Avenue Los Angeles, Walker Art Center Minneapolis, Museum of Modern Art New York City, San Francisco Museum of Modern Art San Francisco u.a.)
- United Kingdom (Monsoon Art Collection, Tate Britain, Tate Modern, alle in London)
„Tor und Stele“ steht im Zentrum von Rotterdam, Doelstraat, Centrumruit:
Von Günther Förg stammt auch das Neon-Relief, das die Decke des Kunsthallen-Cafés im Museumspark Westzeedijk schmückt: www.kunsthal.nl/
In Neuchâtel, Frankreich steht „L’horrible“ aus dem Jahr 2007:
Wie kam Günther Förg zur Kunst?
Günther Förg hat Kunst studiert, von 1973 bis 1979 in München an der Akademie der Bildenden Künste.
Der Professor, der ihn am meisten beeinflusst hat, war Karl Fred Dahmen. Der 1917 im Rheinland geborene Künstler arbeitete mit Materialbildern und Objektkästen und verfolgte ähnliche Ziele wie die „Nouveaux Réalistes“, die Bindung der Kunst an das Leben, über Einbeziehung realer (Alltags-) Gegenstände in die Kunst.
Förgs Aufstieg begann 1984 mit Teilnahme an der legendären Ausstellung „Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf“ in der Halle 13 der Messe Düsseldorf, eine Versammlung heute tief beeindruckender Künstler-Prominenz – Georg Baselitz, Bernd und Hilla Becher, Joseph Beuys, Marcel Broodthaers, Hanne Darboven, Jörg Immendorff, Anselm Kiefer, Martin Kippenberger, Imi Knoebel, Markus Lüpertz, die Gruppe Normal (Peter Angermann, Jan Knap, Milan Kunc), Albert Oehlen, Markus Oehlen, Nam June Paik, A. R. Penck, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Dieter Roth, Ulrich Rückriem, Salomé, Thomas Schütte, Herman de Vries, Andy Warhol und Marina Abramović waren nur einige der über 70 beteiligten Künstler.
Der Ruhm dieser Ausstellung führte Günther Förg auf ziemlich direktem Weg zur documenta in Kassel. Nach der Teilnahme an der documenta im Jahr 1992 stieg die Bekanntheit und Ausstellungspräsenz Förgs stetig, heute zählt er unangefochten zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart.
Günther Förg als öffentliche Person: Preise und Auszeichnungen, Lehrtätigkeiten
1996 wurde Günther Förg der Wolfgang-Hahn-Preis Köln verliehen, 2003 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.
1992 bis 1999 unterrichtete er in Karlsruhe an der Hochschule für Gestaltung, ab 1999 lehrte er in München als Professor an der Akademie der Bildenden Künste.
Der private Günther Förg
Günther Förg ist am 5. Dezember 1952 in Füssen geboren und am 5. Dezember 2013 in Freiburg im Breisgau gestorben, an seinem 61. Geburtstag.
Die Privatperson Günther Förg war niemals Gegenstand eines gesteigerten Interesses der Medien. Viel mehr als dass er ein Haus in Arosa, Schweiz und ein Haus in Freiburg, Deutschland hatte und 1993 die Künstlerin Ika Huber heiratete, ist über sein Privatleben nicht verbreitet.
Aktueller Zugang zu Günther Förg
Es gibt aktuell sechs Ausstellungen, in denen Sie auch Werke von Günther Förg betrachten können:
- Bis 22. Dezember 2015 läuft die Ausstellung „Dal prossimo ottobre la Six si trasferirà nella nuova sede di Piazza Piola“ 5 in der Galleria Six in Mailand
- Bis 10. Januar 2016 läuft die Ausstellung „Black Sun“ in der Fondation Beyeler in Riehen
- Bis 11. Januar 2016 läuft die Ausstellung „Time Present – Photography from the Deutsche Bank Collection“ im Hara Museum of Contemporary Art in Tokyo
- Bis 31. Januar 2016 läuft die Ausstellung „Fotografie: International – Video, Mixed Media“ der Daimler Art Collection in Stuttgart
- Bis 13. Februar 2016 läuft die Ausstellung „Contemporary Art from Germany“ im Museum of Art, Ein Harod, Israel
- Bis 01. Juni 2017 läuft die Ausstellung „Koelnskulptur #8“ im Skulpturenpark Köln
Eine Website Günther Förgs gibt es nicht, aber eine Slideshow auf der Seite der Galerie Bärbel Grässlin, galerie-graesslin.de/s, auf der Sie knapp 100 Werke Günther Förgs betrachten können.
Außerdem gibt der Beitrag des Handelsblatt „GÜNTHER FÖRG – Hingabe an die Farbe“ Aufschluss über die Preisentwicklung und -stabilität der Werke des Künstlers auf dem allgemeinen Kunstmarkt.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse