Immer mehr Künstler setzen in ihrem Arbeitsalltag auf KI (Künstliche Intelligenz). Die Vorteile liegen zumeist klar auf der Hand: Erste Ideen lassen sich ohne viel Aufwand testen und digitale Werke dienen als praktische Inspiration. Einige Kritiker sprechen zwar bereits von einer Gefahr für die Kunst, doch die Realität zeigt eher, dass KI ebenso als hilfreicher Assistent dienen kann.
Eines vorweg: Es wird sicherlich einen radikalen Umbruch in der Künstlerszene geben, der nicht allen gefallen wird. Wer jedoch die Möglichkeiten erkennt und KI sinnvoll einsetzt, kann in Zukunft kreativer und produktiver arbeiten. Denn eines ist wohl unbestritten: KI ist gekommen, um zu bleiben.
Wie binden Künstler KI-Assistenten in ihre Arbeit ein?
KI hilft bei der Ideenfindung
Foto von A Chosen Soul @a_chosensoul, via Unsplash
Am Anfang eines jeden Werks steht der aufwendige Prozess der Ideenfindung. Früher diente oft das reale Leben als Inspiration, heute steht dem meistens eine erste Recherche im Internet gegenüber. Denn hier hat die Digitalisierung bereits Einzug gehalten. Zudem kann man sich auf diese Weise einen ersten Überblick zu bereits vorhandenen Werken verschaffen.
KI kann aber eine praktische Alternative sein. So lassen sich in einem KI-Bildgenerator anhand einiger einfacher Begriffe erste Werke kreieren und Ideen testen. Wer hingegen noch gar keine Vorstellung hat, kann mithilfe von KI sogar ein Brainstorming betreiben. Aber Vorsicht: Der praktische Helfer neigt dazu, fast jede Idee als positiv zu bewerten.
Schauen wir uns mal zwei Beispiele aus der künstlerischen Praxis an:
Im ersten Beispiel zeigt uns die Fantasy-Art-Illustratorin Lioba Brückner im Video, wie KI genutzt werden kann, um Kunstideen und Referenzbilder zu generieren.
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Die Schöpferin von fantasievollen Portraits starker Frauen bespricht im Video ihre Erfahrungen mit der Verwendung von Midjourney AI bei der Erstellung von über 700 Bildern für Gemälde und Auftragsarbeiten. Sie hebt die Fähigkeit hervor, damit schnell einzigartige und unkonventionelle Konzepte zu generieren. Das Video geht auch auf die potenziellen Vor- und Nachteile des Einsatzes von KI im Kunstschaffen ein.
Beim zweiten Beispiel handelt es sich um ein Lehrvideo, das Kunststudenten der HKUGAC zeigt, wie sie die neuen KI-generierten Aufgaben für ihren Kunstunterricht nutzen. Obwohl es sich speziell auf den HKUGAC-Lehrplan bezieht, zeigt es, wie KI im Virtual-Assistent-Programm der Hochschule verwendet wird und dadurch neue Ideen liefert.
Es lassen sich erste Schablonen erstellen
Der Anfang eines jeden Werkes erzeugt meistens sehr viel Arbeit. Einige Künstler setzen deswegen bereits auf Schablonen oder Vorlagen, die sie aus ihrer vorherigen Arbeit besitzen. Auf diese Weise müssen sie nicht jedes Mal ganz von vorn beginnen. Aber genau diesen Schritt kann KI teilweise ersetzen und oftmals eine überlegene ‚Leinwand‘ vorgeben.
Wer genug Übung mit dem Umgang mit KI-Bildgeneratoren besitzt, erstellt im Handumdrehen ein erstes Werk, das dann nach kleineren Abänderungen womöglich bereits der eigenen Vorstellung entspricht. Hier spielt natürlich der Vorteil von digitaler Kunst eine zentrale Rolle, da man mit jeder Vorlage beliebig oft experimentieren kann.
KI kann sogar kleine Veränderungen umsetzen
Foto von Roberta Sant’Anna @roberta_sant_anna, via Unsplash
KI wird auch immer besser darin, spezifische Änderungen umzusetzen. Die Farbe einer Jacke wechselt dann in kürzester Zeit von Rot zu Blau, ohne dass der Künstler händisch nacharbeiten muss. Einige Tools erlauben es aus diesem Grund, die gewünschten Bereiche, die man ändern möchte, vorab zu markieren. Das reduziert mögliche Fehlergebnisse.
Am Ende kann das aber ein etwas umfassender Trial-and-Error-Prozess sein, da die konkreten Vorstellungen eines Künstlers häufig nur schwer zu erfassen sind. Sollte KI nach einigen Anläufen immer noch Probleme bei der Umsetzung haben, ist es in der Regel klüger, das günstigste Zwischenergebnis zu wählen und letzte Änderungen per Hand vorzunehmen.
Welche KI-Tools sind bei Künstlern besonders beliebt?
Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe praktischer KI-Tools, die Künstler bei ihrer Arbeit im Alltag unterstützen können. Hier sollte man zunächst zwischen „Generalisten“ und „Spezialisten“ unterscheiden. Zum ersten Bereich gehören allseits bekannte Helfer wie ChatGPT, Gemini und Meta AI. Sie alle enthalten Funktionen zur Bildgeneration.
Für Künstler eignen sich aber vor allem spezifische KI-Assistenten wie Midjourney, Stable Diffusion und Adobe Firefly. Sie sind deutlich flexibler und liefern zumeist überlegene Ergebnisse bei der Erstellung, die sich präziser verfeinern lassen. Dafür fehlen ihnen im Gegenzug Möglichkeiten zum Brainstorming, weil es keine umfassenden Sprachmodelle sind.
Am Ende kann es also sinnvoll sein, sowohl Generalisten wie ChatGPT zur Ideenfindung zu nutzen als auch anschließend erste Kreationen durch Midjourney oder Adobe Firefly umsetzen zu lassen. Dadurch können Künstler die Vorteile beider Arten von KI-Assistenten besser in ihren Alltag einbauen, um noch kreativer und produktiver zu arbeiten.
Wie lassen sich KI-Assistenten sicher nutzen?
Die meisten Tools sind direkt über das Internet erreichbar, was aber mit Einschränkungen einhergehen kann. So gibt es einerseits berechtigte Sorgen bei der Privatsphäre, zum anderen sind einige Inhalte und KI-Helfer bisher nicht weltweit verfügbar, sondern nur in ausgewählten Ländern.
Beide Probleme lassen sich mit einem VPN (virtuellen privaten Netzwerk) vermeiden. Es maskiert die eigene IP-Adresse und sorgt somit für höhere Privatsphäre. Zudem können Künstler sich mit einem VPN-Server im Ausland verbinden und dadurch Beschränkungen meiden. Dank der einfachen Bedienung ist hierfür kein technisches Know-how notwendig.
Auktionshaus Christie’s versteigert erstmals KI-Kunst
KI-Kunst hat in den vergangenen Jahren viel Kritik auf sich gezogen, es gibt aber auch Entwicklungen in die andere Richtung. So hielt das Auktionshaus Christie’s Anfang 2025 eine erste Online-Versteigerung ab, die ausschließlich aus KI-Werken bestand. Ein Kunstwerk erzielte dabei einen Verkaufswert in Höhe von 277.200 US-Dollar.
Im Schnitt blieben die Erlöse jedoch deutlich hinter den Erwartungen zurück. Das zeigt, dass Menschen nach wie vor traditionelle Kunst schätzen und eher dazu bereit sind, dafür etwas mehr zu zahlen. KI-Werke können als Inspiration oder als erste Vorlage dienen, am Ende macht aber meistens der dahinterstehende Künstler den entscheidenden Unterschied aus.
Fazit: KI sollte eher als praktische Hilfe angesehen werden
KI kann in vielen Alltagsbereichen eines Künstlers behilflich sein, ob beim Brainstorming oder zum Testen erster Ideen. Dadurch lassen sich viele aufwendige Arbeitsschritte vereinfachen und zufriedenstellendere Ergebnisse erzielen. Es geht also vor allem darum, KI-Assistenten sinnvoll in die bestehenden Prozesse einzubinden, um dadurch die eigene Produktivität zu steigern.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.