Manche lieben sie, manche hassen sie. Gerade im künstlerischen und gestalterischen Bereich hat die Weiterentwicklung der Technologie in den vergangenen Jahrzehnten neue Fragen aufgeworfen. In vielen Bereichen wurden kreative Prozesse und Tätigkeiten vor dem Hintergrund der Technologisierung neu definiert.
Was anfangs von vielen zweifelnd aufgefasst wurde, wird heute mehr und mehr als großes Potenzial angesehen – sofern die Technologie sinnvoll und gezielt eingesetzt wird und kreative Aufgaben nicht komplett übernimmt. Gerade im Bereich Design können moderne Algorithmen eine große Hilfe sein – solange sie nicht über die Rolle eines Mitgestalters hinausgehen.
Ein kurzer Abriss des historischen Wandels
Das Konzept des Designens ist, grob gefasst, so alt wie die Menschheit. Seit jeher werden Menschen auf die eine oder andere Art und Weise kreativ. Davon zeugen bis heute Höhlenmalereien überall auf der Welt. Über die Jahrtausende kam bei den künstlerischen Projekten dann noch eine andere Facette hinzu: das Planen.
Im modernen Wortsinn geht es beim Designen häufig nicht nur um das Herstellen eines künstlerischen Produkts, sondern um einen kreativen Prozess, der nach bestimmten Anforderungen und Vorstellungen zu einem schöpferischen Ziel kommt.
Zentral dabei: die Skizze. Das Anfertigen einer Skizze bringt es in der Regel mit sich, dass Fehler passieren oder Ideen umgestellt werden. Mit Stift und Papier kann das schon eine erhebliche Hürde darstellen. Moderne Touchscreens brachten hier die Abhilfe. Gezeichnetes kann mit einem Tap rückgängig gemacht oder verändert werden, ohne dass Rückstände bleiben oder das Material leidet.
Damit ist das Ende der technischen Fahnenstange aber noch lange nicht erreicht. Mehr und mehr rückte die Software in den Vordergrund. Endgeräte waren plötzlich nicht mehr bloß das Medium des Gestaltens, sondern nahmen eine immer aktiver werdende Rolle ein.
Heute sind Algorithmen in der Lage, Daten und Kunstwerke eigenständig zu analysieren. Ferner kann KI selbst kreativ werden und eigene Kunstwerke und Designs erschaffen.
Mensch und Maschine als kreative Partner

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Wenn die Technologie und ihre Algorithmen richtig genutzt werden, können sie zu einem bereichernden Arbeitspartner werden, um kreative Projekte noch mehr nach den eigenen Vorstellungen zu vollenden. Kreative können gewagtere Ideen ausprobieren und Entwürfen eine Chance geben, die sonst als vertane Zeit enden könnten. Die Technologie ist in der Lage, eigene Entwürfe zu generieren, sodass schon einmal ein grober Eindruck davon entsteht, wie es am Ende aussehen könnte.
All das geschieht innerhalb von Sekunden, sodass der Designer schnell sehen kann, welche gestalterische Richtung er einschlagen möchte. Mittlerweile hat sich rund um die KI aber auch ein einzigartiges Kunstgenre gebildet, was sich auch auf Plattformen wie DeviantART widerspiegelt.

Bildquelle: Innova Labs, via Pixabay
Die grundlegende Frage
Spätestens seitdem KI boomt, ist allen bewusst: Technologie ist in der Lage, kreative Werke zu produzieren. Zumindest auf den ersten Blick. Schnell tut sich dann nämlich eine Frage auf:
Sind die Werke von KI wirklich kreativ? Und wenn ja, gilt das für das Programm oder ist der Künstler weiterhin der kreative Kopf, der die künstliche Intelligenz als ein Werkzeug hernimmt, ähnlich, wie er einen Bleistift zum Skizzieren hernimmt?
Wie ein Künstler Technologie einsetzt und welchen Nutzen er daraus zieht, ist letztlich seine eigene methodologische Entscheidung. Nutzt er sie lediglich als Unterstützung, um schnellere Entwürfe zu erstellen und neue Inspiration zu erhalten, oder kreiert er ganze Werke damit? Gerade beim Design von Webseiten funktioniert Letzteres.
Beide Ansätze sind legitim. Schließlich gibt es auch vielfältige Ansätze, wie Designs genutzt oder rezipiert werden. Handelt es sich um eine Webseite, ist der analytische Blick der Maschine vorteilhaft, um für eine optimale Navigation bei der Menüführung zu sorgen und eine ansprechende Optik zu generieren. In anderen Bereichen, etwa dem Design von Wohnräumen, kommt aber ein Faktor hinzu, den die Maschine nicht ersetzen kann – Menschlichkeit.
Für ein wirklich wohnliches Konzept braucht es Empathie und das Verständnis von Stimmungen und Atmosphäre. Hier steht der Mensch als emotionale und kreative Instanz im Vordergrund, und die Technik hilft lediglich dabei, Inspirationen zu geben, wie die Elemente angeordnet werden könnten.
Künstliche Intelligenz in der Kunst – Chance oder Gefahr?
Ein neues Rembrandt-Gemälde – erschaffen nicht mit Pinsel und Palette, sondern am Computer. Fotos von Menschen, die es gar nicht gibt: Künstliche Intelligenz eröffnet uns Dimensionen, von denen die Kunstwelt in der Vergangenheit nicht einmal zu träumen wagte. Ist das eine unglaubliche Chance oder birgt es auch Gefahren?
Eine Reportage von DW Doku versucht, Antworten zu liefern:
„Hello, Robot.“ In einer beeindruckenden Ausstellung im Vitra Design Museum wird das Potenzial intelligenter Maschinen vorgestellt, die uns nicht nur äußerlich ähneln, sondern in vielen Aspekten überlegen sind. Sie können komplexe Aufgaben in kürzester Zeit bewältigen und bieten kreative Möglichkeiten, die wir uns zuvor nicht vorstellen konnten. Doch wie sieht es aus mit den Gefühlen? Werden diese Maschinen eines Tages auch lernen zu empfinden und diese Empfindungen in Kunst zu verwandeln? Die Vorstellung ist gleichermaßen faszinierend und beunruhigend.
Was hingegen geht im Kopf eines leidenschaftlichen Künstlers vor, während er mit seiner Kreativität Farben mischt und auf Leinwand aufträgt? Diese packende Frage haben sich viele gestellt, doch der Künstler Leon Löwentraut hat sie auf eine ganz besondere Weise angepackt. In einer Studie der Hochschule Kaiserslautern wurden die Gehirnströme von Löwentraut während des Malens gemessen und digitalisiert.
Das Resultat? Ein immersives Kunsterlebnis, das uns einen einzigartigen Einblick in die schöpferischen Prozesse gewährt – eine Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft, die so noch nie zuvor sichtbar war.
Der technische Fortschritt hat zudem weitreichende Auswirkungen auf die kreative Produktion. Was früher Stunden an Planung und Gestaltung erforderte, meistert Künstliche Intelligenz nun innerhalb von Sekunden. An der Berliner Universität der Künste erkunden Studierende den Umgang mit „Artificial Creativity“. Dort setzen sie sich intensiv mit den Chancen und Risiken auseinander, die aktuelle digitale Technologien mit sich bringen.
- Wie beeinflusst dies unsere Vorstellung von Kreativität?
- Und wo ziehen wir die Grenze zwischen Mensch und Maschine?
Weitere Auseinandersetzungen mit diesen Fragen liefern folgende Videobeiträge:
Das Künstlerduo Studio Drift geht sogar noch weiter: Sie ahmt die Natur mit nach und lässt Formationen leuchtender Drohnen wie Vogelschwärme am Himmel aufsteigen – ein eindrucksvolles Schauspiel, das durch den Einsatz von KI ermöglicht wird. Es ist herrlich und gleichzeitig bedrohlich!
Aktuell visualisieren sie die unvorstellbar komplexen Rechenleistungen von Quantencomputern und verwandeln diese in eine künstlerische Darstellung – als majestätischen Baum. Dieses Spannungsfeld zwischen Technologie und Kunst regt zum Nachdenken an und lässt uns fragen: Wo stehen wir in dieser neuen Ära der Kreativität? Wo wird uns die Zukunft hinführen?
Der verantwortungsvolle Umgang mit KI
Wenn es um Technologie und Verantwortung geht, dann denkt man schnell an Actionfilme, in denen sich Maschinen gegen die Menschheit richten und die Welt übernehmen möchten. Ganz so drastisch gestaltet es sich in der Realität nicht. Es gibt aber andere Aspekte, bei denen der richtige Umgang mit Technologie unbedingt erforderlich ist. Insbesondere der Datenschutz. Damit die KI etwas generieren kann, muss sie mit Informationen und Daten gefüttert werden.
Gerade Designer, die auf Auftragsbasis für Kunden tätig sind, müssen daher auf einen ausreichenden Datenschutz achten. Mittlerweile ist das auch rechtlich auf EU-Ebene festgelegt, da Dienstleister die nötige Datenschutz-Compliance gemäß der DSGVO nachweisen müssen.
Verantwortungsbewusstes Handeln ist auch beim Umgang mit den Werken anderer gefragt. Auch, wenn die KI scheinbar frei zu gestalten scheint, liegt die letztliche Verantwortung für das Werk immer noch beim Designer. In einigen Fällen muss klar gekennzeichnet werden, wenn ein Design oder Motiv, welches durch KI-Generatoren entstanden ist, reale Ereignisse, Personen, Orte oder Einrichtungen darstellt. Außerdem trägt der Designer dafür Verantwortung, dass es zu keinen Plagiaten kommt.

Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.