Die Fotografie ist eine Kunstform mit vielen Gesichtern. Jeder Künstler mag sich zu einer bestimmten Art der Fotografie hingezogen fühlen. Egal, ob er Landschaften fotografiert, die Welt um sich herum im journalistischen Stil festhält oder mit Menschen arbeitet – jeder Fotograf hinterlässt mit seinen Bildern einen bleibenden Eindruck.
Die Porträtfotografie wird oft als das anspruchsvollste Fachgebiet angesehen. Die Arbeit mit Menschen sorgt dafür, dass jede Aufnahme und jedes Foto unterschiedlich sind. Die richtigen Emotionen herauszuholen und diese flüchtigen Momente einzufangen, ist eine Kunst für sich.
Wenn Sie gerade erst in die Porträtfotografie einsteigen, steht Ihnen eine gewinnbringende Lernerfahrung bevor. Hier sind sieben Tipps für die Porträtfotografie, die Sie kennen sollten, wenn Sie diese Form des künstlerischen Ausdrucks erkunden.
Retusche – Unreinheiten entfernen
Da es bei Portraits darum geht, nah und persönlich zu sein, können ein Makel oder ein herausstehendes Haar ablenkend wirken. Wenn Sie in die Kunst der Porträtfotografie eintauchen, nehmen Sie sich etwas Zeit, um zunächst an sich selbst zu üben. Lernen Sie, wie Sie verirrte Haare aus Selfies entfernen und wie Sie Zähne aufhellen können, ohne dass sie unnatürlich wirken.
Im folgenden Portraitfotografie-Tutorial gibt Ihnen Portraitfotograf Milou PD (Youtube Channel: @MilouPD) schon mal 8 wichtige Grundlagen für gute Portraitfotos mit auf den Weg:
Sobald Sie sich mit den Grundlagen vertraut gemacht haben, arbeiten Sie mit anderen zusammen, um Ihre Bildbearbeitungs-Fähigkeiten zu erweitern.
Setzen Sie sich nicht zu sehr unter Druck, wenn Sie versuchen, komplexe Programme wie Photoshop zu beherrschen. Stattdessen können Sie sich alle notwendigen Fähigkeiten mit einem kostenlosen Porträt-Bearbeitungsprogramm aneignen. Achten Sie nur darauf, dass die von Ihnen gewählte Software sowohl grundlegende Funktionen wie Farbkorrektur und Schärfung als auch fortgeschrittene Retuschewerkzeuge zum Ändern des Hauttons, Entfernen von Hautunreinheiten, Optimieren der Körperform und andere Anpassungen bietet.
Die Bearbeitung von Porträts ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn Sie wollen ja den Fotografierten im besten Licht zeigen, nicht aber ihn völlig verändern. Ihre Bemühungen sollten niemals die Persönlichkeit und die charakteristischen Züge der abgebildeten Person verwischen.
Beseitigung von Rauschen und Bildfehlern
Wenn Sie schon eine Weile fotografieren, haben Sie wahrscheinlich schon einmal den Begriff „Rauschen“ oder „Bildrauschen“ gehört. In diesem Zusammenhang bezieht sich Rauschen in einem Foto auf alles, was die Qualität von Ihrem Bild mindert. Rauschen kann sich in Form von körnigen Texturen oder Schatten zeigen, ebenso wie in unerwünschten Objekten im Hintergrund (z. B. in einer Tüte mit Müll auf dem Bordstein). Und wenn Sie doch einen anderen Sammelbegriff gebrauchen wollen, nennen Sie das alles einfach „Bildfehler“.
Das Vermeiden oder Entfernen von Fehlern in einem Foto ist ein zweistufiger Prozess, der vor und nach der Aufnahme stattfindet. Leider ist es nicht immer möglich, einen recht guten Hintergrund zu wählen — obwohl es ein wichtiges Ziel bei der Wahl des Aufnahmeortes ist.
Es ist wichtig zu verstehen, dass beide Konzepte („Rauschen“ und „Bildfehler“ ) subjektiv sind. Ihre eigene Schwelle für akzeptables Rauschen oder akzeptable Anzahl von Bildfehlern kann von der eines anderen Fotografen abweichen. Ein Anfänger, der Fotos als Hobby macht, wird wahrscheinlich eine ganz andere Schwelle haben als ein erfahrener Profi. Denken Sie daran, dass es immer Raum für Verbesserungen gibt, und dass jede Aufnahme eine Gelegenheit zum Lernen ist.
Hier sind die wichtigsten Dinge, die Sie lernen sollten, wenn Sie versuchen, Rauschen und Fehler in einem Porträt zu vermeiden oder zu beseitigen.
Kameraeinstellungen: schlechte Qualität vermeiden
Die erste Überlegung bei der Vermeidung von Rauschen in einem Foto besteht darin, die Grundlagen der Fotografie zu erlernen und zu verstehen, wie man seine Umgebung beachtet. Das bedeutet, dass Sie lernen müssen, wie Sie Ihre Kamera- und Objektiveinstellungen an die Lichtverhältnisse, Bewegungen usw. anpassen.
Eine der Hauptursachen für Bildrauschen ist die Verwendung eines hohen ISO-Werts bei schlechten Lichtverhältnissen. Ein höherer ISO-Wert hellt die Aufnahme zwar auf und ermöglicht es Ihnen, Details in den Schatten zu erfassen, aber er erhöht auch die Körnung. Die Erhöhung des ISO-Werts sollte nur der letzte Ausweg sein; versuchen Sie zunächst, die Verschlusszeit oder die Blende zu ändern.
Kamera Einstellungen für Portraits (Blende, ISO und Verschlusszeit), Video-Tutorial von JULIA × GIL (@juliaandgil)
Auch die Sensorgröße wirkt sich auf das Bildrauschen aus, was für mobile Fotografen, die Smartphones und kleine, tragbare Kameras verwenden, eine große Herausforderung darstellt. Der Vorteil einer Kamera mit einem größeren Sensor (z. B. einer DSLR — einer digitalen Spiegelreflexkamera) ist die Rauschunterdrückung bei hohen ISO-Werten.
Auch die Pixeldichte des Sensors spielt eine Rolle. Je höher die Pixeldichte, desto anfälliger ist die Kamera für Rauschen. Außerdem tragen auch lange Belichtungszeiten und Schatten zum Rauschen bei, vor allem bei einem höheren ISO-Wert. Das Rauschen zeigt sich vielleicht nicht im hellblauen Himmel hinter Ihrem Motiv, aber schon im dunklen Schatten unter dem Kinn der Person, die Sie fotografieren.
Bedeuten diese Überlegungen, dass Sie die bestmögliche Kamera brauchen, um loszulegen, oder dass Sie niemals mit einem hohen ISO-Wert fotografieren sollten? Ganz und gar nicht! Es geht darum, den goldenen Mittelweg zu finden und dabei mehr über Ihre Kamera und die Komposition zu lernen.
Überlegungen zum Hintergrund
Wenn Sie einen Ort für Ihre Porträtfotografie auswählen, spielt der Hintergrund eine entscheidende Rolle für das Endergebnis. Bei der Wahl des Hintergrunds für Ihre Porträtfotografie können Sie zwei gegensätzliche Wege einschlagen. Sie können entweder einen Hintergrund wählen, der keine Aufmerksamkeit erregt, oder Sie können etwas wählen, das dem Foto eine Dimension verleiht.
Auch hier gibt es keine richtige oder falsche Antwort bei der Wahl des Hintergrunds. Das Ziel ist es, etwas zu wählen, das zum Bild beiträgt, dabei aber nicht vom Hauptmotiv ablenkt. Achten Sie darauf, dass alles, was im Hintergrund zu sehen ist, dort auch hingehört. Wenn Sie eine weitere Person oder einen Laternenpfahl bei der Aufnahme nicht vermeiden können, gibt es Werkzeuge, um sie bei der Bearbeitung zu entfernen.
Der richtige Umgang mit Ihrem Modell
Die Fähigkeit, ein gutes Foto zu machen, ist eine Sache, aber die Fähigkeit, Ihr Modell anzuleiten, ist eine ganz andere. Einige Ihrer Probanden fühlen sich vor der Kameralinse sehr wohl, während andere sich unbeholfen und steif verhalten. In jedem Fall liegt es an Ihnen, sie so zu führen, dass Sie das perfekte Porträt aufnehmen können.
Vertrauen als Schlüssel zu gelungenen Fotos
Beginnen Sie vor dem Fotoshooting, eine Beziehung zu Ihren Gesprächspartnern aufzubauen. Je nachdem, wie Sie vorgehen, können Sie sich vor dem Shooting mit den Personen treffen, um sich gegenseitig kennen zu lernen, oder Sie können ein kurzes Gespräch an demselben Tag kurz vor den Aufnahmen haben. Je wohler sich Ihr Gegenüber bei Ihnen fühlt, desto besser werden die Fotos.
Frischen Sie Ihre Smalltalk-Fähigkeiten auf, finden Sie einen gemeinsamen Nenner und werden Sie zu einem Freund der Person, die Sie fotografieren.
Hilfe bei den Posen
Wenn Sie mit unerfahrenen Modellen arbeiten, sollten Sie ihnen beim Posieren ein wenig helfen. Zeigen Sie ihnen, wohin sie schauen, wie sie ihr Kinn neigen und was sie mit ihren Händen machen sollen. Zögern Sie nicht, Requisiten zu verwenden, um ihnen zu helfen, sich zu entspannen — manchmal kann das Halten eines Gegenstands die Unsicherheit bei der Handhaltung verringern und zur Entspannung beitragen.
Selbst erfahrene Modellen benötigen Hilfe beim Posieren. Zögern Sie nicht, Vorschläge zu machen, wo sie stehen sollen, was sie halten sollen usw., um sicherzustellen, dass Sie das aufnehmen, was Sie wirklich brauchen.
Posing-Tipps für Business-Portraits, von Boris Baldinger (@BorisBaldinger)
Ungestellte Portrait-Posen fotografieren, Tutorial vom MT Foto Journal (@MTFotoJournal)
In diesem Video demonstriert Ihnen das Team vom MT Foto Journal, wie die Fotografen das Model während des Portrait-Fotoshootings in ungezwungenen Posen agieren lassen. Eine authentische, lebendige Ausstrahlung erzielt man nicht durch steifes Posing, sondern durch eine entspannte Interaktion mit dem Model.
Einfangen von Emotionen
Die vielleicht größte Herausforderung bei der Porträtfotografie ist das Einfangen echter Emotionen. Übertrieben gestellte oder unbeholfene Aufnahmen wirken gekünstelt und falsch.
Geben Sie Ihren Modellen ein Szenario vor, um den Prozess zu steuern. Bitten Sie sie z. B., die Augen zu schließen und sich ans Lustigste zu erinnern, was sie je gesehen haben, und sie dann bei drei zu öffnen. Bitten Sie sie, in die Ferne zu schauen und an ein schweres Problem zu denken, das sie beunruhigt, damit sie einen ernsteren Gesichtsausdruck einnehmen.
Richtiger Abstand und Zoom
Die richtige Entfernung und den richtigen Zoom zu finden, ist eine weitere Fähigkeit, die Sie mit der Zeit erlernen werden. Bei der Porträtfotografie geht es darum, den Rahmen auszufüllen, egal, ob Sie eine Oberkörper-Aufnahme machen oder sich nur auf das Gesicht konzentrieren.
Wahl des richtigen Objektivs
Die Wahl des richtigen Objektivs ist entscheidend, wenn Sie sich mit der Porträtfotografie beschäftigen. Auch hier gilt: Wenn Sie kein gutes Objektiv haben, ist das kein Grund, mit dem Einstieg in die Fotografie zu warten. Sogar mit einer Einsteigerkamera können Sie viel über die Bildkomposition lernen.
Es gibt mehrere hervorragende Porträtobjektive für alle Kameramarken. Welches Sie wählen, hängt von Ihrer Kamera ab. Ziehen Sie bei der Auswahl eines Objektivs ein Festbrennweitenobjektiv für Ihre Porträts in Betracht und berücksichtigen Sie die Sensorgröße.
Die Wahl des Objektivs für Ihr Portrait ist weniger eine Frage von „richtig“ oder „falsch“, betont der erfahrene Portraitfotograf Christian Anderl. Sie haben die Möglichkeit, mit einer Brennweite von 50mm, 85mm, 100mm, aber auch mit 35mm oder sogar 24mm zu arbeiten. Entscheidend ist, dass Sie sich darüber im Klaren sind, WARUM Sie dieses Objektiv auswählen und welchen Ausdruck Sie damit erreichen möchten.
Christian Anderl ist Fotograf, Filmemacher und der Initiator von Shootcamp.at. Als ehemaliger Canon-Botschafter, Radiomoderator, technischer Zeichner im Bauwesen und Hoteldiplomkaufmann… gehört er zur Generation X (nennen Sie sie niemals Boomer) und hat mehr Erfahrungen gesammelt, als ihm lieb ist. Auf seinem Youtube Kanal teilt er seine Sichtweisen zu Fotografie, Kreativität und dem Leben.
Beleuchtung als Priorität
Es ist doch die Beleuchtung, die darüber entscheidet, ob ein Foto gut oder großartig ist. Ein verirrter Schatten oder starkes Sonnenlicht kann sich negativ auf die Bildkomposition auswirken.
Dem Licht zugewandt
Bei der Aufnahme eines Porträts ist es ideal, Ihr Modell mit dem Gesicht zur Lichtquelle zu positionieren. So werden Schatten von der Seite oder von oben entfernt und die Gesichtszüge besser eingefangen.
Bei Aufnahmen im Freien ist es natürlich nicht immer möglich, das Motiv direkt ins Licht zu setzen. Investieren Sie für den Anfang in Reflektoren oder ein einfaches Ringlicht. Dies sind budgetfreundliche Optionen, mit denen Sie Ihr Handwerk verfeinern können, bis Sie bereit sind, mehr Geld für Ihre Beleuchtung auszugeben.
Optimales Licht für Porträts
Natürliches Tageslicht ist für die Porträtfotografie optimal. Bewölkte Tage bieten den Vorteil einer neutralen und gleichmäßigen Lichtverteilung, deswegen sind sie auch Ihre besten Freunde.
Wenn Sie sich in einem Raum befinden, in dem Sie keine Lichtanlage haben, sollten Sie versuchen, sich an ein Fenster zu stellen und ein weißes Tuch als provisorischen Diffusor zu verwenden.
Der Augen-Trick für starken Ausdruck
Durch einen einfachen Kniff werden Sie in der Lage sein, seitliche Portraits ausdrucksstärker zu gestalten. Unabhängig davon, ob Sie mit Fensterlicht arbeiten oder in einem Fotostudio Portraitfotografie betreiben. Wie dieser einfache Augen-Trick funktioniert und weitere praktische Tipps zum Fotografieren verrät Ihnen der professionelle Fotograf Stephan Wiesner in seinem Youtube Kanal@StephanWiesner:
Landschaftsfotografie und Portraits im Fotostudio sind die Spezialität des Fotografen aus Niedersachsen.
Lernen Sie die Regeln … um sie dann brechen zu können
Wenn Sie die Wissenschaft der Fotografie erlernen, werden Sie feststellen, dass es hier eine überwältigende Anzahl von Regeln gibt. Das Erlernen dieser Fähigkeiten und Regeln wird sich wahrscheinlich wie ein Job anfühlen, der Ihnen die Freude an der Fotografie nimmt. Es ist jedoch wichtig, diese Regeln zu lernen, damit Sie sie später brechen können.
Eine gute Grundlage für die Porträtfotografie gibt Ihnen die Freiheit, sich zu entfalten und zu experimentieren, um Ihren eigenen Stil zu entwickeln. Sobald Sie die Feinheiten der Beleuchtung verstanden haben, können Sie die Regeln brechen und mit Schatten im Gesicht spielen. Wenn Sie wissen, wie Sie den ISO-Wert einstellen müssen, können Sie die Grenzen bewusst überschreiten, um ein echtes Kunstwerk zu schaffen.
Mit diesen sechs Tipps für die Porträtfotografie können Sie sich auf den Weg machen, ein guter Porträtfotograf und Künstler zu werden. Üben Sie Ihre Fähigkeiten, werden Sie kreativ, gehen Sie über Ihre Grenzen hinaus und seien Sie offen für ständiges Lernen und Verbessern.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.